Scholz und Geywitz für SPD-Vorsitz: Müdes Lächeln, klare Sprache

Die Brandenburger Abgeordnete Klara Geywitz kandidiert mit Vizekanzler Olaf Scholz für den SPD-Vorsitz. Ihr Auftritt in Berlin ist bemerkenswert.

Olaf Scholz und Klara Geywitz stehen nebeneinander und lächeln

Was die beiden eint? Der Hang zur Ironie Foto: dpa

BERLIN taz | Es geht schon gut los. Bei ihrer Vorstellung als Bewerberduo für den SPD-Vorsitz verschwimmen die eingeübten Hierarchien. Auf dem Podium der Bundespressekonferenz haben am Mittwochmittag Olaf Scholz und Klara Geywitz Platz genommen. Er: Vizekanzler. Sie: Abgeordnete im Brandenburger Landtag. Die beiden hatten ihre Kandidatur am Dienstag bekannt gegeben; noch am selben Abend hatte sich Scholz’ Hamburger SPD-Verband auf einer Vorstandssitzung hinter das Duo gestellt.

„Olaf und ich haben verabredet, dass ich anfange“, sagt also Klara Geywitz. Die 43-Jährige macht gleich mal klar, dass sie keineswegs „das dekorative Salatblatt an seiner Seite“ sei, wie sie das selbst formuliert. Überhaupt verströmt die Frau aus Potsdam eine in Berlin eher selten zu spürende Frische und Klarheit.

Die Umfragewerte der SPD seien „sehr schlecht“, stellt sie zutreffend fest. Und das, obwohl ihre Partei in der Großen Koalition bereits „unglaublich viele Sachen“ umgesetzt habe, „die das Leben der Menschen verbessern“. Ein Grund dafür sei, dass viele Bürger die Parteien nicht mehr unterschieden, sondern dächten, es sei „hier in Berlin irgendwie alles eine Suppe“. Das gelte es zu ändern. Sie sei „eine junge Frau aus dem Osten“ mit drei Kindern und beabsichtige, als Co-Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei für mehr Repräsentanz von Ostdeutschen, MigrantInnen und Frauen zu sorgen.

Gegen so viel Energie kann Olaf Scholz eigentlich kaum ankommen. Die Mühe macht sich der Bundesfinanzminister aber auch gar nicht erst. Statt dessen betont er mit deutlich weniger Verve und sparsam eingesetzter Mimik ein ums andere Mal, dass es ihm einzig um die Partei zu tun sei: „Die SPD kann nicht zulassen, dass so über sie geredet wird.“

Ein Hang zur Ironie

Über den Fortbestand der Großen Koalition und seine eigene Zukunft mag Scholz nicht spekulieren. Entsprechende Nachfragen bremst er mehrfach aus. „Ich kandidiere hier ohne Netz“, sagt er irgendwann deutlich genervt; die Wahl für den Parteivorsitz erfolge unabhängig von der Frage, ob die Große Koalition weiterbestehe. Eine Haltung, die andere KandidatInnen nicht teilen: Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und die Klimapolitikerin Nina Scheer sprechen sich ausdrücklich dafür aus, die Parteimitglieder auch über den Verbleib in der Regierungskoalition abstimmen zu lassen.

Man spürt in dieser Stunde im Berliner Regierungsviertel recht gut, wie der politische Betrieb Menschen verändern kann. Hier der misstrauisch jedes Wort abwägende Spitzenpolitiker – da die sehr frei formulierende Landespolitikerin. „Wir haben uns sehr sorgfältig unterhalten“, sagt Olaf Scholz auf die Frage, wie sie zur gemeinsamen Kandidatur gefunden haben. Sie sei zuversichtlich, „dass Olaf und ich zusammenpassen“, so Klara Geywitz.

Und dass die Aufteilung sicher nicht so geplant sei, dass „einer die Weltpolitik erklärt und einer die Unterbezirksparteitags besucht“. Insgesamt seien sie beide „sehr unterschiedliche Persönlichkeiten; uns eint aber ein Hang zur Ironie“. Olaf Scholz lächelt dünn.

Auch auf eine Rolle als Quotenossi will sich Geywitz nicht festlegen lassen. Repräsentanz sei natürlich wichtig, sie sei deshalb zum Beispiel eine große Verfechterin des Parite-Gesetzes, das der Brandenburger Landtag im Januar verabschiedet hat. Eine verbindliche Quote für Ostdeutsche, etwa an Universitäten, Gerichten oder Vorständen, sieht sie skeptisch. „Bin ich ein 13-Jahre-Ossi, ist Angela Merkel Ossi oder Wessi?“, fragt sie.

Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 1. September. Anschließend werden auf 23 Regionalkonferenzen die Parteimitglieder befragt. Die Entscheidung fällt auf einem Parteitag Anfang Dezember. Bisher haben sich sieben Duos und drei EinzelbewerberInnen gemeldet.

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