Neue Wendung im Jemenkrieg: Separatisten erobern Aden

Das von Saudi-Arabien unterstützte Bündnis von Präsident Hadi ist auseinandergebrochen. Kämpfe fordern mindestens 40 Tote und 260 Verletzte.

Ein Jeep auf einer staubigen Straße

Separatisten in Aden Foto: reuters

BERLIN taz | Im Jemen tritt eine alte, lange Zeit wenig beachtete Konfliktlinie erneut offen zutage: jene zwischen der jemenitischen Regierung und den Separatisten im Süden des Landes. Heftige Kämpfe haben zu mindestens 40 Toten und 260 Verletzten geführt. Am Samstag eroberten Kämpfer der Separatisten die Hafenstadt Aden. Sie nahmen mehrere Stellungen der Präsidentengarde sowie den Präsidentenpalast ein.

Aden ist Sitz der international anerkannten Regierung von Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi, seit diese 2014 von einer dritten Partei, den schiitischen Huthi-Rebellen, aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben wurde. Bislang waren die Regierung und die Separatisten, die vom „Südlichen Übergangsrat“ (STC) vertreten werden, Verbündete gegen die Huthis.

Damit zeigt sich auch ein Riss in der außenpolitischen Zusammenarbeit von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Beide sind Teil einer Militärkoalition gegen die Huthis, wobei Riad vor allem enge Beziehungen zur Hadi-Regierung pflegt, während Abu Dhabi in erster Linie mit der Unabhängigkeitsbewegung verbundene Milizen im Süden als Verbündete aufgebaut hat. Dass die VAE damit eine mächtige Truppe schufen, die den Separatisten nahesteht und nicht von der jemenitischen Regierung kon­trolliert wird, schien die Führung in Abu Dhabi nicht zu stören.

Aus dem Friedensprozess waren Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung ausgeschlossen. Man konzentrierte sich auf den Konflikt zwischen Regierung und Huthis

Die Einnahme Adens ist auch von symbolischer Bedeutung. Aden war Hauptstadt eines eigenständigen südjemenitischen Staates, der 23 Jahre lang bis zur Vereinigung mit dem Nordjemen 1990 bestand. Viele beklagen, dass der Südjemen nach der Vereinigung vernachlässigt wurde. Wertvolle Ressourcen unterstanden der Kontrolle Sanaas, Beamte und Soldaten aus den Reihen der ehemaligen Regierung wurden entlassen. Das Ressentiment gegen den Norden wuchs.

Saudis drohten mit weiteren Angriffen

Die Hadi-Regierung warf dem STC am Samstag einen Putsch vor. Saudi-Arabien rief zu Einheit im Kampf gegen die Huthis auf und schlug einen Krisengipfel vor. Die saudisch geführte Militärkoalition flog nach eigenen Angaben Luftangriffe gegen eine „direkte Bedrohung“ für Jemens Regierung und forderte, dass sich die Separatisten zurückziehen. Sie drohte mit weiteren Angriffen, sollte eine Feuerpause, auf die sich beide Seiten in der Nacht auf Sonntag einigten, nicht eingehalten werden. Der STC rief Regierungsinstitutionen in Aden auf, ihrer Arbeit nachzukommen und das Funktionieren staatlicher Dienstleistungen zu gewährleisten.

Nun stellt sich die Frage, ob der STC die Abspaltung vom Norden militärisch vorantreibt oder seine Macht nutzt, um Gewicht in den ­UN-Friedensverhandlungen zu erzielen. Aus dem Friedensprozess waren Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung ausgeschlossen. Man konzentrierte sich auf den Konflikt zwischen Regierung und Huthis.

Was Saudi-Arabien und die VAE angeht, ist es unwahrscheinlich, dass ihr Verhältnis langfristig beschädigt ist. Doch klar ist: Im Jemen verfolgen sie nur begrenzt dieselben Interessen. Die VAE hatten ihren Militäreinsatz zuletzt zurückgefahren, da sie ihre Ziele – Vertreibung der Huthis aus dem Süden und Übergabe der Macht an lokale Verbündete – als erfüllt ansahen. Die Saudis dagegen sind an der Wiederherstellung der Macht der Hadi-Regierung und der Zurückdrängung der Huthis aus ganz Jemen interessiert, da diese auch die saudisch-jemenitische Grenze unsicher machen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.