Großspenden für Umweltbewegungen: Geld braucht Kontrolle

Nicht sexy, aber nötig: Extinction Rebellion braucht Hierarchien, klare Regeln und eine Satzung, wenn die Bewegung langfristig erfolgreich sein will.

EIn langhaariger Aktivist bespritzt die brasilianische Botschaft in London mit blutroter Farbe

Auf Dauer nicht genug: Protest von Extinction Rebellion gegen die Umweltpolitik Brasiliens Foto: reuters

Natürlich darf die Bewegung Extinction Rebellion Spenden annehmen – auch Großspenden. Protestaktionen durchführen, Fachexpertise aufbauen, Netzwerke knüpfen, all das kostet Geld. Und auch Umweltaktivisten müssen Miete zahlen. Nur: Eine Graswurzelbewegung kann sie dann nicht bleiben. Geld braucht Kontrolle: Damit die Organisation das Geld für ihre Zwecke einsetzen kann und nicht der Geldgeber die Organisation für seine.

Um Spenden kontrolliert verwenden zu können, braucht sie Hie­rar­chien, in denen transparente Entscheidungen fallen. Personen, die verantwortlich sind. Eine Satzung. Regeln. Wer große Geldsummen annehmen will, muss sich professionalisieren und landet am Ende dort, wo BUND, Nabu, Greenpeace oder Urgewald schon sind.

Dass viele der junge Wilden dort nicht hinwollen, ist verständlich. Sie setzen lieber Themen, dominieren die politische Debatte. Aber das wird sich erschöpfen. „Die Bewegung“ wird nicht 80 Prozent der Menschheit überzeugen, mal schnell das Klima retten und die Demos schließlich einstellen können. So funktioniert nicht mal die Demokratie im kleinen Deutschland – und der Rest der Welt schon gar nicht.

Irgendwann kommt das nächste Thema. Und dann? Dann wartet, an runden Tischen mit der Ministerialbürokratie, als Wildbienen zählender Rentner, als Geschäftsberichte analysierende Öko-Pfennigfuchserin die Umweltbewegung.

Auch deren etablierte Organisationen sind aus sozialen Bewegungen hervorgegangen. Neben Fridays for Future und Extinction Rebellion mögen die NGOs verstaubt wirken. Doch ob die Rebellen wollen oder nicht: Sie sind den Etablierten schon jetzt näher, als sie glauben. Sie stützen sich auf ihre Erkenntnisse, in ihnen finden sie ihre zuverlässigsten Verbündeten. Wenn es gut läuft, gelingt es Extinction Rebellion, ihre Kraft in eine Form zu gießen. Dann gibt es eine schlagkräftige NGO mehr, mit jungen Mitgliedern, breit verankert, solide finanziert. Arm ist eben nicht sexy.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.