heute in bremen
: „Es macht keinen Spaß, zu gehen“

Foto: privat

Angelika Schlansky, 73, ist Stadtplanerin und Sprecherin für Bremen & Niedersachsen des Fachverbandes Fußverkehr Deutschland.

Interview Jan Zier

taz: Ist Bremen eine fußgängerfeindliche Stadt, Frau Schlansky?

Angelika Schlansky: Ja.

Warum?

Weil nichts gegen den Parkverkehr unternommen wird! Es gibt viel zu viele Autos in Bremen, zudem stehen viele illegal auf den Bürgersteigen, ohne dass das überwacht wird. In den schmalen Wohnstraßen kommt man überhaupt nicht durch. Von seiner Struktur her wäre Bremen aber ideal für den Fußverkehr.

Sie möchten „Fußwege-Checks“ etablieren. Wie sehen die aus?

Wir machen uns mit dem Fotoapparat zu Fuß auf den Weg und protokollieren die Ergebnisse. Alle sollen sich bewusst werden, wie schlecht es um die Fußwege bestellt ist. Entweder sie sind durch Radwege und abgestellte Fahrräder eingeengt oder wegen parkender Autos viel zu schmal. Es macht keinen Spaß zu gehen. Da muss man sich nicht wundern, dass der Fußverkehr stark abgenommen hat.

Hat er das?

Ja. Aber er ist schon sehr lange so gering wie heute. Vor 30, 40 Jahren hatte er noch einen Anteil von 35 Prozent – heute sind es 21 Prozent.

Ist Bremen schlechter dran als vergleichbare Städte?

Es gibt durchaus Städte, die den Autoverkehr systematisch zurück gedrängt haben – Städte wie Bamberg oder Regensburg, die mittlerweile vom Tourismus überlaufen sind.

Die aber haben historische Altstädte, die anders strukturiert sind als Bremen.

Treffen der Ortsgruppe des Fachverbandes Fußverkehr, 18 Uhr, Kinderwildnis am Café Sand, Stadtwerder

Süddeutsche Städte sind ohnehin viel attraktiver als die norddeutschen. Und die Fußgängerzonen wurden ja geschaffen, damit die Leute in Ruhe einkaufen können. Dennoch gibt es bei den Einzelhändlern die Meinung, dass keine Kunden kommen, wenn sie keine Parkplätze vor der Türe haben. Das ist aber ein längst widerlegter Irrtum.

Hat die neue rot-grün-rote Regierung zu sehr die RadfahrerInnen im Blick?

Das wird sich zeigen! Natürlich ist es wichtig, den Radverkehr zu fördern. Aber solange er den Autoverkehr nicht ersetzt, hat der Fußverkehr nicht so viel davon, weil die Radfahrer oft auf die Gehwege ausweichen. Unserer Meinung nach gehört der Radverkehr grundsätzlich auf die Fahrbahn und nicht auf den Gehweg.

Wie groß ist die Lobby der FußgängerInnen in Bremen?

Nicht sehr groß. In ganz Deutschland haben wir etwa 500 bis 600 Mitglieder. Die Ortsgruppe in Bremen hat sich am 1. Juni gebildet.