Programm von Premierminister Johnson: Nach Brexit mehr Agro-Gentechnik

Großbritanniens neuer Premierminister Boris Johnson will Anti-Gentechnik-Regeln abschaffen. Gegner warnen vor Schäden für Gesundheit und Umwelt.

Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" vor einem gentechnisch veränderten Maiskolben.

Mehr „Genfood“ in Großbritannien? Gentechnisch veränderter Mais mit Warnschild Foto: dpa

BERLIN taz | Der neue britische Premierminister Boris Johnson will nach dem Brexit die Vorschriften für die Gentechnik in der Landwirtschaft lockern. „Lasst uns jetzt beginnen, die außergewöhnliche Biowissenschaftsbranche des Vereinigten Königreiches von Regeln gegen Genveränderung zu befreien“, sagte der Konservative in einer bisher kaum beachteten Passage seiner ersten Rede als Regierungschef am Donnerstag im Unterhaus. Der Vorsitzende der Tories fuhr fort: „Lasst uns jetzt die gegen Fäule widerstandsfähigen Früchte entwickeln, die die Welt ernähren werden.“

„Natürlich täuscht sich Johnson“, kommentierte die englische Gentechnik-kritische Organisation GMWatch. Er könne „leicht massiven Schaden für unsere Gesundheit und Umwelt verursachen, indem er gentechnisch veränderte Organismen in unser Essen und auf unsere Felder lässt“.

Bisher habe Gentechnik keine Pflanzen wie etwa Kartoffeln entwickelt, die gegen die Kraut- und Knollenfäule widerstandsfähig sind – die konventionelle Züchtung dagegen schon.

Bisher schreibt die EU vor, dass alle Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf der Packung gekennzeichnet werden müssen. Da die meisten Bürger solche Nahrungsmittel ablehnen, ist kaum „Genfood“ auf dem Markt. Jede Gentech-Pflanze muss vor der Zulassung von den Behörden auf ihre Sicherheit überprüft werden.

Konzerne lobbyieren für neue Methoden wie Crispr/Cas

Derzeit wirken Saatgutkonzerne wie Bayer/Monsanto auf die Politik ein, diese Regeln für Pflanzen zu ändern, die mit Hilfe neuer Gentechnik-Methoden wie Crispr/Cas erzeugt worden sind. Sie argumentieren, dass sich Pflanzen heutzutage genauer verändern lassen – auch ohne artfremde Gene einzubringen.

Gegner weisen aber auf Studien hin, wonach auch Crispr/Cas ungewollte Nebenwirkungen verursachen könne. Zudem würden die neuen Methoden ebenfalls überwiegend dazu verwendet, umweltschädliche Monokulturen zu erleichtern.

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