Kevin Spacey vor Gericht: Anklage fallengelassen

Das Verfahren gegen Kevin Spacey wegen sexueller Belästigung ist eingestellt. Das mutmaßliche Opfer verweigert die Aussage.

Kevin Spacey steht umringt von seinen Anwälten im Gericht von Nantucket

Im Januar 2019 stand Spacey erstmals vor Gericht in Nantucket Foto: reuters

Der Strafprozess gegen den ehemaligen „House of Cards“-Schauspieler Kevin Spacey wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung ist eingestellt. Das hat die Staatsanwaltschaft in Massachusetts am Mittwoch mitgeteilt. Alle Vorwürfe gegen Spacey in diesem Verfahren wurden fallengelassen, weil der mutmaßlich Betroffene, William Little, inzwischen die Aussage verweigert. Das wiederum hat laut übereinstimmenden US-Medienberichten mit dem Verschwinden eines wichtigen Beweismittels zu tun: Littles Smartphone.

Little hatte Spacey vorgeworfen, ihn im Jahr 2016 betrunken gemacht und in den Schritt gefasst zu haben. Der damals 18-Jährige arbeitete als Kellner in einem Restaurant auf Nantucket. Spacey weist alle Vorwürfe zurück. Den Vorfall vor drei Jahren soll Little mit seinem Handy gefilmt und das Video sowie weitere Textnachrichten darüber verschickt haben.

Die Videos und Nachrichten wurden von der Polizei ausgewertet. Doch während die Polizei aussagt, sie hätten Little das Handy zurückgegeben, widerspricht die Familie, sie hätten das Telefon nie erhalten. Eine Empfangsbestätigung der Übergabe gibt es nicht. Nun scheint es nicht mehr auffindbar zu sein.

Spaceys Anwalt wollte im Zuge des Prozesses das Handy noch einmal daraufhin überprüfen, ob Daten gelöscht wurden. Little sagte daraufhin vor Gericht aus, keine Daten gelöscht zu haben. Seine Mutter gab jedoch an, peinliche Fotos ihres Sohnes entfernt zu haben, bevor das Handy der Polizei übergeben wurde, diese stünden aber in keinem Zusammenhang mit dem vermeintlichen Übergriff. Auf die Warnung hin, dass gelöschte Daten des Handys strafrechtliche Konsequenzen für Little haben könnte, machte er von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.

Weitere Vorwürfe gegen Spacey

Der Fall aus Nantucket ist der bisher einzige Vorwurf gegen Spacey, der vor Gericht gekommen war. Mehr als 30 weitere Menschen belasten den Schauspieler. Einer von ihnen ist Schauspielkollege Anthony Rapp. Dieser beschuldigt Spacey, ihn auf einer Party 1986 bedrängt zu haben, damals war Rapp 14 Jahre alt. Das erzählte er im Oktober 2017, kurz nach dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung dem Nachrichtenportal Buzzfeed. Spacey reagierte daraufhin bei Twitter und sagte, er könne sich an den Vorfall nicht mehr erinnern, wolle sich aber entschuldigen, falls sich dies so zugetragen habe. Im gleichen Zug outete sich der 59-Jährige als homosexuell.

Zwanzig Mitarbeiter des Londoner Theaters The Old Vic beschuldigen Spacey außerdem, dass er sich ihnen gegenüber unangemessen verhalten habe. Spacey hat zwischen 2004 und 2015 als Leiter des Theaters gearbeitet. Aktuell wird sowohl in London und Los Angeles aufgrund von Belästigungsvorwürfen gegen Spacey ermittelt. Kevin Spacey ist nach Hollywoodproduzent Harvey Weinstein einer der prominentesten Beschuldigten im Zusammenhang mit #MeToo; jedoch sind keine Vorwürfe von so massiver Gewalt wie bei Weinstein bisher bekannt.

Die Vielzahl an erhobenen Vorwürfen schaden der Karriere Spaceys: der Streamingdienst Netflix beendete im November 2017 die Zusammenarbeit, so verlor er auch seine Hauptrolle in der finalen Staffel der Polit-Serie „House of Cards. Im Ridley-Scott-Film „All the Money in the World“ wurde Spacey noch während der Dreharbeiten durch einen anderen Darsteller ersetzt.

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