Pannenflughafen BER: Vielleicht wohl doch noch

Selten gab es so viel Optimismus auf der Baustelle des Hauptstadtflughafens: Die Eröffnung 2020 sei nicht gefährdet, sagt Flughafenchef Lütke Daldrup.

blick aus der Luft auf das Terminal des BER

Wird von hier ab Ende 2020 geflogen? Foto: dpa

BERLIN taz | Dass der angeblich seit Jahren im Bau befindliche Hauptstadtflughafen BER nie fertig werden würde, war in Berlin (und weit darüber hinaus) fast schon zur Gewissheit geworden. Doch inzwischen gibt es ernsthafte Zweifel an dieser These: „Die Terminziele sind stabil und die Eröffnung im Oktober 2020 ist nicht gefährdet“, erklärte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Dienstag im Flughafenausschuss des Brandenburger Landtags.

Auch der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider, teilt diese Einschätzung: „Ich kann berichten, dass wir alle positiv angetan waren, dass die Flughafengesellschaft und die Firmen diesmal alle Planungen eingehalten haben.“ Die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund sind die Bauherren und Eigentümer des Projekts.

In den nächsten Monaten sollen die vergangene Woche begonnenen finalen Tests des Gebäudes durch den TÜV fortgesetzt werden. Sie sind Voraussetzung dafür, dass der Flughafen eine Betriebsgenehmigung durch den zuständigen Landkreis erhält. Lütke Daldrup äußerte sich optimistisch zum weiteren Verlauf dieser Tests. „Denn wir haben die Anlagen ja auch schon erfolgreichen Vortests unterzogen.“

Die Eröffnung des Flughafens am südöstlichen Stadtrand Berlins ist bereits mehrfach verschoben worden, ursprünglich war sie für Herbst 2011 geplant gewesen. Anfangs scheiterte sie an der nicht funktionierenden Entrauchungsanlage, intern auch „Monster“ genannt.

Nach und nach tauchten viele weitere Planungs-, Bau- und Vergabefehler auf; die Kosten explodierten von anfangs rund 2 Milliarden Euro auf derzeit bis zu 7 Milliarden Euro. Mehrere Flughafenchefs, darunter Ex-Bahnvorstand Hartmut Mehdorn, scheiterten an der Aufgabe, das Projekt fertigzustellen; der einstige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) trat unter anderem deswegen 2014 zurück.

Eine neue Verschiebung wäre peinlich

Zwischenzeitlich war darüber spekuliert worden, ob ein Abriss und Neubau nicht günstiger sein könnte. Experten gehen davon aus, dass zumindest eine zwischenzeitliche Entkernung des Terminals den Baufortschritt beschleunigt hätte.

Vor allem für die SPD, die in beiden Bundesländern den Regierungschef stellt, wäre eine erneute Verschiebung der Eröffnung peinlich und politisch desaströs. Erleichtert reagierte deswegen Brandenburgs SPD-Fraktionschef Mike Bischoff. „Es besteht jetzt erstmalig eine ganz realistische Option, dass die wichtigsten Probleme endlich gelöst sind“, sagte er nach der Ausschusssitzung. Wobei er zugleich betonte: „Er ist erst offen, wenn er offen ist.“

Zweifel an der planmäßigen Eröffnung meldete Ingo Senftleben an, CDU-Oppositionschef im Brandenburger Landtag und Spitzenkandidat für die am 1. September stattfindende Landtagswahl. „Ich habe das Gefühl, dass ein bisschen versucht wird, vor einer nicht unwichtigen Wahl die Öffentlichkeit zu beruhigen“, sagte er im Hörfunk. Es sei fraglich, ob die Dübel für die Kabeltrassen und die Verlegungsarbeiten wirklich funktionierten. Senftleben kündigte an, er werde sich für einen Sonderermittler am BER einsetzen.

Der BER soll – wenn er fertig würde – die beiden anderen stark überlasteten Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld ersetzen. Fast 35 Millionen Passagiere sind 2018 über diese Airports abgefertigt worden. Offen ist, ob die Kapazität des BER 2020 dafür ausreichen wird. Deshalb werden derzeit unter Hochdruck Ergänzungsterminals – in einfacher Schnellbauweise – in den märkischen Sand gesetzt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.