Die Wahrheit: Adorno-Deo

Sonst ist Donnerstag Gedichtetag. Aus gegebenem Anlass darf sich die Leserschaft an einem Poem zum 50. Todestag von Theodor Wiesengrund erfreuen.

Foto: dpa

Deo, Deo, Deodor,

Deodor Adorno.

Es war eine heiße Zeit,

Frankfurt 68!

Mein Deospray, das heißt jetzt „Große Freiheit“.

Ein anderes, das nennt sich „Glücksgefühl“.

Weil Freiheit mir fast permanent den Schweiß treibt,

brauch ich vom Freiheit-Deo immer viel.

Mein Duschgel heißt „Sei frei, verrückt und glücklich“

von „Kneipp“. Das ist der Grund, warum ich’s kauf.

Mein Bioshampoo heißt „Heimat Momente“.

Im Drogeriemarkt lebt mein Großhirn auf.

Wenn ich mich dort nach Ladenschluss verstecke,

dann lädt um Mitternacht die Drogerie

zu einer exklusiven Anti-Talg-Show

mit reichlich Dusch- und Duft-Philosophie:

Doves Pflegegeheimnis, das zelebriert uns

sein „Revitalisierendes Ritual“.

Wenn dann die Stimmung auf den Höhepunkt steigt,

erscheint Adorno hinter ’nem Regal

und öffnet langsam sein Adorno-Deo,

es heißt „Versöhnung“ oder „Mimesis“

oder auch „Negative Dialektik“.

Er schreit begeistert: „Leute, dass ihr’s wisst:

So sprachlich-philosophisches Gekraxel,

das brauch ich unbedingt für meine Axel.

So sprachlich-philosophisches Gekraxel,

das brauch ich unbedingt für meine Axel.“

(Und alle:)

Deo, Deo, Deodor,

Deodor Adorno.

Es war eine heiße Zeit,

Frankfurt 68!

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kari

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