Rassismus am Parkaue-Theater: Zu zögerlich, zu unentschlossen

Nach Rassismusvorwürfen gegen seinen Schauspieldirektor übt sich das staatliche Parkaue-Theater in Selbstkritik.

Staatliche Bühne: Das Theater an der Parkaue, hier ein Chor bei der Fete de la Musique 2018 Foto: picture alliance/Carsten Koall/dpa

Nach Rassismus-Vorwürfen gegen den inzwischen gekündigten Schauspieldirektor des Theaters an der Parkaue hat das Haus nun eine umfangreiche Stellungnahme zu den Vorfällen veröffentlicht. In dem Schreiben vom Freitag heißt es selbstkritisch, man habe auf die Vorwürfe gegen den Regisseur zunächst zu zögerlich und auch nicht entschlossen genug mit personellen Konsequenzen reagiert. „Vor allem hätte es unmittelbar zu einer öffentlichen Entschuldigung des Haues kommen müssen“, schreibt die Kommunikationsabteilung des staatlichen Kinder- und Jugendtheaters.

Vergangene Woche hatte die schwarze Schauspielerin Maya Alban-Zapata in der taz schwere Rassismus-Vorwürfe gegen den Schauspieldirektor und stellvertretenden Intendanten des Friedrichshainer Parkaue-Theaters, Volker Metzler, erhoben. Bei den Proben für die Produktion „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“ im Frühjahr 2018 soll Metzler die Schauspielerin wiederholt mit dem N-Wort beschimpft haben. Unter anderem sei der Satz gefallen: „Singen und Tanzen, das könnt ihr doch, ihr N****“.

Metzler bestreitet, Alban-Zapata jemals direkt mit dem N-Wort belegt zu haben. Eine an der Produktion beteiligte Dramaturgin unterstützt hingegen Alban-Zapatas Aussagen. Sie sprach gegenüber der taz von einer „Stammtisch-Atmosphäre“ bei den Proben. Alban-Zapata verließ die Produktion vorzeitig. Mehrere KollegInnen Alban-Zapatas am Parkaue-Theater kritisierten daraufhin unter anderem in einem Brief an Kultursenator Klaus Lederer (Linke) die zögerliche Aufarbeitung des Vorfalls.

„Tief betroffen“

Nun heißt es in dem Schreiben der Theaterleute, man sei „immer noch tief betroffen darüber, dass so etwas an unserem Haus möglich war.“ Zugleich wehre man sich gegen einen in den Medien erzeugten Eindruck, dass keine Konsequenzen gezogen worden seien. Mehrere Zeitungen hatten den Fall aufgegriffen.

Ausführlich listet die Stellungnahme deshalb auf, welche einschlägigen Fort- und Weiterbildungen zu „vertrauensvollem Miteinander“ und Alltagsrassismus die MitarbeiterInnen derzeit absolvierten. Denn: Bereits vor zwei Jahren habe sich das Theater für einen „internen Diversitäts- und Organisationsentwicklungsprozess entschieden.“ Man bedauere es deshalb, „dass der Eindruck entstanden ist, dieser Vorfall würde nicht mit der nötigen Priorität behandelt.“

Allerdings wird dem Theater von Alban-Zapata und ihren KollegInnen auch nicht vorgeworfen, in dieser Hinsicht untätig zu sein. Nur laufen die meisten dieser Antirassismus-Maßnahmen eben, wie das Theater selbst schreibt, schon länger und unabhängig von diesem Fall – und taugen deshalb nur bedingt dazu, die Vorwürfe der verschleppten Aufarbeitung zu widerlegen.

Tatsächlich wurde Regisseur Metzler von Intendant Kay Wuschek und Geschäftsführer Florian Stiehler zunächst nur abgemahnt. Sein Vertrag läuft erst im August aus – personelle Konsequenzen gab es also erst über ein Jahr nach den Vorfällen. Auch Metzlers Stücke standen bis April noch auf dem Spielplan.

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