Al-Shabaab ist noch nicht besiegt

Bei einem Anschlag in Somalia kommen 26 Menschen ums Leben, über 50 weitere werden verletzt

Von Ilona Eveleens Nairobi

Mit einem Terroranschlag in der südsomalischen Hafenstadt Kismayo versucht die islamistisch-extremistische Bewegung al-Shabaab, Regionalwahlen in der autonomen Jubbaland-Region zu untergraben. Am Samstag kamen bei dem Angriff 26 Menschen ums Leben, darunter Ausländer. Mehr als 50 weitere wurden verletzt. Es war der schlimmste Angriff, seit die Terrororganisation vor 7 Jahren aus der Stadt vertrieben wurde.

Al-Shabaab hat die Verantwortung für den Angriff übernommen. Sie will mit solchen Gewalttaten die Bevölkerung von Jubbaland einschüchtern. Angst vor Anschlägen soll die Bewohner im August von den Urnen fernhalten. Aber der Anschlag ist auch ein Zeichen gegen die Regierung, die es überhaupt gewagt hat, für nächstes Jahr nationale Wahlen anzuberaumen. Bis jetzt war es dafür zu gefährlich.

Bei dem Angriff fuhr am Samstag zunächst ein Selbstmordkommando mit einem Auto voller Sprengstoff in das Asasey-Hotel. Anschließend stürmten vier Kämpfer schießend das Gebäude. Erst nach elf Stunden hatten die lokalen Behörden die Lage wieder unter Kontrolle.

Unter den Opfern befinden sich außer Somaliern auch drei Kenianer, drei Tansanier, zwei US-Amerikaner und ein Brite. Einige haben doppelte Staatsbürgerschaften und sind auch Somalier. Das prominenteste Opfer ist die kanadisch-somalische Journalistin Hodan Nalayeh. Sie ist bekannt durch ihre Web-Videos, in denen sie die positiven Seiten von Somalia und die somalische Diaspora zeigt. Sie meint, dass über die vielen negativen Seiten schon genug berichtet würde.

Die 43-jährige und schwangere Nalayeh wurde in Somalia geboren. Ihre Eltern flohen nach Kanada, wo ihr Vater, ein Diplomat, heute als Parkwächter arbeitet. 2014 gründete Nalayeh die internationale Produk­tionsfirma Integration TV. Ihr Zielpublikum: somalische Zuschauer in der ganzen Welt. Voriges Jahr entschloss sie sich, mit ihren zwei Kindern und ihrem Ehemann, der auch bei dem Anschlag ums Leben kam, nach Kismayo umzuziehen.

Kismayo liegt mehr als 500 Kilometer südwestlich von Mogadischu. 2012 wurde al-Shabaab durch Einheiten der kenia­nischen Armee von dort vertrieben. Die Truppen sind von Amisom,, einer von der Afrikanischen Union (AU) gestellten Militärmission, die Somalia im Kampf gegen al-Shabaab unterstützt. Aber Teile von Jubbaland werden noch immer von der Terrororganisation kontrolliert. Von da führt al-Shabaab unter anderem Anschläge auf kenianische Ziele aus. Kismayo liegt nur etwa 250 Kilometer von der Grenze mit Kenia entfernt.

Amisom zählt 22.000 Soldaten aus sechs afrikanischen Ländern. Sie werden von US-Drohnen unterstützt. Die somalische Armee besteht aus rund 20.000 Personen. Trotz dieser Übermacht ist es nach mehr als 10 Jahren noch immer nicht gelungen, die mit al-Qaida verbundene Bewegung zu besiegen.

Seit Rebellionen in den 1980er Jahren gegen die Militärdiktatur von Präsident Siad Barre zu dessen Sturz 1991 führten, hat Somalia keinen Frieden mehr erlebt. Zunächst waren es jahrelange Machtkämpfe verschiedener Clans, die Gewalt erzeugten, jetzt ist es vor allem al-Shabaab. Somalia hat zwar eine zentrale Regierung, doch die hat kaum Einfluss außerhalb der Hauptstadt Mogadischu.