Polizisten als Opfer

Neue Ansprechstelle soll Polizisten helfen, die Gewalt erleben

Angesichts der vermehrten Angriffe auf Polizisten will die Berliner Polizei intern eine bessere psychologische Betreuung und Beratung der Opfer ermöglichen. Dazu soll demnächst eine interne „Ansprechstelle Gewalt gegen Polizisten“ eingerichtet werden. Das kündigte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstag an. „Dort können sich unsere Kollegen hinwenden, wenn sie Gewalt erfahren.“ Slowik betonte: „Ich halte das für sehr wichtig, weil die Zahlen steigen. Es gibt einen dringenden Bedarf, das brauchen wir für unsere Leute, davon bin ich überzeugt.“

Im Jahr 2018 wurden in Berlin 6.959 Polizisten im Dienst angegriffen oder wie es offiziell hieß „Opfer einer Straftat gegen die Freiheit und körperliche Unversehrtheit“. Ein Jahr zuvor waren es 6.811. Von den Polizisten aus dem Jahr 2018 wurden 1.608 leicht verletzt und 11 schwer verletzt.

Slowik sagte, die Ansprechstelle mit zunächst zwei oder drei Leuten solle ganz konkret Hilfe leisten. Dazu gehören psychologische Unterstützung und in schweren Fällen auch Hinweise zu einer tiefergehenden Beratung.

Ebenso sollen Fragen zur Unfallversicherung und Beihilfe für Beamte geklärt werden. Auch der Wunsch, eine Dienststelle oder einen Einsatzbereich zu wechseln, könne eine Rolle spielen, ohne dass direkt der Vorgesetzte eingeschaltet werde. Die Ansprechstelle solle direkt per Telefon und Mail erreichbar sein.

Unvorhersehbare Situationen

Am meisten seien die Besatzungen der Streifenwagen der Gewalt von aggressiven Angreifern auf der Straße und in Wohnungen ausgesetzt, sagte Slowik. „Die Kollegen wissen bei einem Alarm vorher nie, in welche Situation sie da reingeraten: eine Schlägerei oder Gewalt in einer Familie und plötzlich zieht einer ein Messer.“

Schon bei routinemäßigen Fahrzeugkontrollen müssten die Polizisten inzwischen höchst achtsam sein, weil der Respekt vor der Polizei in Teilen der Bevölkerung geschwunden sei. Das gelte besonders auch für jüngere Menschen, sogar Jugendliche.

Tatsächlich kommen die Berichte wöchentlich und manchmal fast täglich. Aber auch die Bereitschaftspolizisten von den Einsatzhundertschaften, die Gewaltausbrüche bei Demonstrationen erlebten, könnten sich bei der Ansprechstelle melden, sagte Slowik. Ebenso Mitgliedern der Spezialeinsatzkommandos (SEK), die zur Festnahme von Gewalttätern gerufen würden, stehe die Beratung offen.

Die neue Beratungsstelle solle an die schon vorhandene Sozialbetreuung angegliedert werden. Man werde klein anfangen und dann ­beobachten, wie groß der ­Bedarf und die Nachfrage seien. (dpa)