Wohnen in Berlin: Preise für Bauland explodieren

Der Mietenanstieg bleibt aber unterhalb der Einkommensentwicklung. Der BBU will deshalb den Mietendeckel nachverhandeln.

Noch kein Bauland, sondern Zwischennutzung: Urban Gardening zu Füßen der taz Foto: Uwe Rada

Die großen Wohnungsunternehmen in Berlin gehen beim Thema Mietendeckel einen Schritt auf den Senat zu. „Wir stehen für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung“, sagte das Vorstandsmitglied des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU, Maren Kern, am Mittwoch in Berlin. „Wir wollen praktikable Lösungen entwickeln.“ Der BBU vertritt die Vermieter von 715.000 Wohnungen in Berlin. Darunter sind die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft, zahlreiche Genossenschaften, aber auch umstrittene Unternehmen wie die Deutsche Wohnen.

Mitte Juni hatte der rot-rot-grüne Senat ein Eckpunktepapier zum Mietendeckel beschlossen. Über fünf Jahre lang sollen die Mieten eingefroren werden. Höhere Mieten von bis zu 50 Cent pro Quadratmeter sind nur nach Sanierungen erlaubt. Außerdem soll es für verschiedene Wohnungstypen Miet­obergrenzen geben. Ein ­Gesetzesentwurf soll bis Oktober vorliegen, das Gesetz selbst im Januar verabschiedet werden. Es soll dann rückwirkend ab dem 18. Juni 2019 gelten – dem Tag, an dem der Senat das Eckpunktepapier verabschiedet hat.

Der BBU fürchtet nun, dass weniger Unternehmen in Neubau und Modernisierung investieren. Das habe eine Umfrage des Verbands ergeben, an der 18 Wohnungsunternehmen teilgenommen hätten, so Maren Kern. Insbesondere Genossenschaften würden unter den Vorgaben eines Mietendeckels leiden. „Bei einer mittleren Genossenschaft mit 1.500 Wohnungen können sich in fünf Jahren Einnahmeverluste von mehr als 4 Millionen Euro ergeben“, so die Verbandschefin. Vor der Verabschiedung des Eckpunktepapiers hatten Berliner Wohnungsgenossenschaften in Zeitungsannoncen gegen den Mietendeckel protestiert.

Nun bringt der BBU einige Kompromissvorschläge in die Debatte ein. „Man kann sicher über eine Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von zehn Prozent in drei Jahren reden“, sagt Vorstand Kern. Außerdem sollen Umwandlungen und Eigenbedarfskündigungen erschwert werden. Letzteres fällt freilich unter Bundesrecht.

Generell wollte der BBU auf seiner Jahrespressekonferenz am Mittwoch die Botschaft verbreiten: Wir sind Teil der Lösung. So seien die Mieten in den Wohnungen der BBU-Mitglieder von 2017 bis 2018 um 19 Cent von 5,95 auf 6,15 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Insgesamt waren es seit 2012 im Schnitt 3,5 Prozent Steigerung pro Jahr. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen dagegen ist um 4,2 Prozent pro Jahr gestiegen. Bestandsmieter zahlen im Schnitt bei BBU-Unternehmen 18 Prozent ihres Einkommens für die Miete, rechnete Kern vor. Selbst wer eine neue Wohnung mietet, muss im Schnitt nur 22,2 Prozent seines Einkommens berappen.

„Eine Explosion ist das nicht“, betont Kern. An anderer Stelle hat die Verbandschefin aber dennoch eine solche ausgemacht. Die Baupreise sind von 2000 bis 2019 um 38 Prozent gestiegen, die der Grundstückskosten sogar um 471 Prozent. „Das ist eine Explosion.“

Zurückgegangen ist dagegen die Fluktuation. Im Schnitt wohnen die BBU-Mieter 20 Jahre in ihrer Wohnung. In Friedrichshain sind es sogar 25 Jahre.

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