Marineschulschiff Gorch Fock: Zurück aufs Wasser

Die Sanierung des Marineseglers hat den Steuerzahler schon viele Millionen gekostet. Nun bekommt das Schiff wieder Wasser unter den Kiel.

Der Rumpf der "Gorch Fock" in eonem Trockendock in Bremerhafen

Kostete schon viel viel Geld: die Gorch Fock Foto: reuters

BREMERHAVEN dpa | Das Ausdocken des Marineschulschiffs „Gorch Fock“ hat am Freitag in Bremerhaven begonnen. Die Bredo-Werft flutete das Dock, in dem der Traditionssegler fast dreieinhalb Jahre während seiner komplizierten und von einer Kostenexplosion überschatteten Sanierung gelegen hatte. Zu Wasser gelassen wurde der sanierte und mit einer Schutzfarbe gestrichene Rumpf ohne Masten und Aufbauten. Über den Fortgang der Arbeiten muss die Marine entscheiden.

Vorangegangen war eine Einigung in letzter Minute, denn das Verteidigungsministerium und die Bredo-Werft hatten sich um offene Rechnungen in Millionenhöhe gestritten. Die Werft wollte die „Gorch Fock“ als Pfand behalten. Nun dockt sie das Schiff aus und übergibt es der Marine. Sie macht aber weiter ihr Pfandrecht geltend. „Wir werden den Gerichtsweg beschreiten müssen“, sagte Bredo-Geschäftsführer Dirk Harms.

Von dem 61 Jahre alten Schulschiff ist derzeit nur der seit Januar 2016 neu aufgebaute Rumpf ohne Masten und Aufbauten vorhanden. Die Marine kann nun über das weitere Vorgehen entscheiden, doch die Kosten der Sanierung sind schon jetzt völlig aus dem Ruder gelaufen. Statt zehn Millionen Euro sind mehr als 70 Millionen Euro ausgegeben worden. Es werden Gesamtkosten von 135 Millionen Euro erwartet.

Die Elsflether Werft, die den Generalauftrag hat, ist seit Februar insolvent. Dort hatte die frühere Werftleitung Geld von der Marine in dubiose Nebengeschäfte gesteckt. Die Staatsanwaltschaft untersucht das Geschäftsgebaren der zwei Ex-Vorstände. Auch mehrere Gerichte beschäftigen sich mit dem Debakel. Für Ministerin von der Leyen ist es eine politische Belastung. Der Bundesrechnungshof wirft der Marine vor, die Sanierung der „Gorch Fock“ schlecht vorbereitet und nicht durchgerechnet zu haben.

Das Ausdocken gilt deshalb als wichtiges Signal. Wenn die Marine das Schiff nicht freibekommen hätte, hätte die Ministerin vermutlich das Scheitern des Projekts erklären müssen. Mit dem Ausdocken übernimmt wieder die Elsflether Werft, die Verantwortung für das Schiff. Wenn die Sanierung fortgesetzt wird, bekommen die etwa 100 Gläubiger der Elsflether Werft eine Chance, wenigstens einen Teil ihrer Außenstände zu erhalten. Die Werft hofft darauf, das Schiff auftragsgemäß fertigbauen zu können.

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