Ausstellung im Palais Populair: Love, Peace und Partizipation

Mehr als nur ein bisschen Frieden – in der Ausstellung „Summer of love: art, fashion, and rock and roll“ erwacht die Ära der Hippies zu neuem Leben.

Sammlung von Buttons, ca. 1967

Sammlung von Buttons, ca. 1967 Foto: Courtesy of the artist

Mehr als nur ein bisschen Frieden: Der „Summer of love“ 1967 war der Höhepunkt der Hippiebewegung. Er markiert eine Zeit des Wandels, gesellschaftlich wie künstlerisch. Das Palais Populair widmet dem Sommer, in dem es Tausende nach San Francisco zog, eine Ausstellung mit popkulturellem Fokus.

Ein verzierter VW-Bus vor dem Gebäude lässt keinen Zweifel, hier geht’s zurück in die 60er. Drinnen, rechts vom Ticketschalter, leuchtet es anziehend bunt. Meist steht der Besuch des Ausstellungsshops ja erst nach der Kunst an. Hier aber kommt man gar nicht vorbei an den hippiesken Farben und Mustern. Aufnäher, Taschen aus strohartigem Material und floral anmutende Hemden machen deutlich, was bei uns noch übrig ist vom Hippiekult: konsumtauglicher Mainstream.

Dabei haben wir den Blumenkindern so viel mehr zu verdanken als verspielte Sommermode: ökologische Bewegungen, Geschlechtergerechtigkeitsdebatten, Selbstfindungsworkshops. Was heute in sozialen Netzwerken mehr als omnipräsent ist, findet seinen Ursprung unter anderem auf den Straßen San Franciscos. Das versucht auch die etwas fragmentarisch zusammengesetzte Ausstellung auf drei Etagen darzustellen.

Politik durch Partizipation

Im Erdgeschoss wird es zunächst politisch. Etwas unstrukturiert weisen mit politischen Statements versehene Kleidungsstücke auf den Partizipationsgedanken der damaligen Bewegungen hin. Videozusammenschnitte verschiedener Fernsehbeiträge und Plakate, die für Benefizkonzerte und gegen den Vietnamkrieg werben, geben einen groben Überblick der damaligen US-amerikanischen politischen Lage.

Bis 28. Oktober, Palais Populaire, Unter den Linden 5, Mi.–Mo. 11–18, Do. 11–21 Uhr

In eine Ecke und hinter eine Trennwand verbannt, gibt es Bildmaterial zur Bürgerrechtsbewegung, dass Hippie- genauso wie Studenten- und Frauenbewegung im afroamerikanischen Kampf um gleiche Rechte wurzeln, muss man wissen, erklärt wird es hier nicht.

Im zweiten Stock ist die politische Phase passé: Der größte Ausstellungsraum widmet sich den Themen Mode, Literatur und Musik. Schwarz-Weiß-Fotografien musikalischer Vertreter der Hippiebewegung wie Grateful Dead und Led Zeppelin zieren eine Wand. Daneben erneut audiovisuelle Zusammenschnitte jener Zeit: Diesmal sind Drogen der Schwerpunkt.

LSD-getränkter Sound der 70er

Selbstverständlich gibt es auch den passenden Soundtrack, um sich in die LSD-getränkten 70er zu träumen. Über Kopfhörer bekommt man das Best-of-Woodstock zu hören. Kleine Anekdoten über die Entstehung einzelner Songs liefern interessantes Insiderwissen.

Wer Zeit mitbringt, kann sich in Sachen bewusstseinserweiternde Drogen weiterbilden – nur theoretisch versteht sich. Neben Aldous Huxley und Jack Kerouac liegen Handbücher zu psychedelischen Erfahrungen aus. Mittig des Raumes zeigen ein paar Schaufensterpuppen in geknüpft, gehäkelt und bestickten Roben, woher die heutige Festivalmode ihre Inspiration bezieht. Besonderes Schmuckstück ist eine eigens für Janis Joplin hergestellte Handtasche.

Den Abschluss hier oben bilden collagierte Plattencover und Festivalplakate, denen man nur bei genauerem Hinsehen entnehmen kann, für wen sie werben – psychedelischer Gestaltung sei Dank. Im Keller dann das eigentliche Highlight der Ausstellung: eine Sound- und Lichtinstallation des Künstlers Bill Ham. Seine „Liquid Light Shows“ untermalten die Bühnenshows von Jefferson Airplane über Joplin bis hin zu Grate­ful Dead. Hier erlebt man tatsächlich ein wenig Zeitgeist, der in der übrigen Ausstellung leider nicht über die museale Darstellung hinaus erfahrbar wird.

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