Flensburg bleibt Handball-Meister: Machullas Meisterstück

Die SG Flensburg-Handewitt rettet zwei Punkte Vorsprung vor dem THW Kiel ins Ziel und verteidigt den Titel. Erfolg für Trainer Maik Machulla.

Zwei Männer schütten Bier auf eine Person. Die lacht.

Da muss er durch: Bierdusche für Flensburger Lasse Svan Foto: dpa

FLENSBURG taz | Oft genug warten Fans auf ihre Mannschaft, um sie zu feiern. In Flensburg war es in den späten Abendstunden des Pfingstsonntags umgekehrt. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt hatten nachmittags in Düsseldorf mit einem 27:24-Sieg gegen den Bergischen HC die Meisterschaft verteidigt und waren mit dem Pokal im Gepäck ins dänische Sonderburg geflogen.

Von dort ging es direkt weiter nach Flensburg ins Deutsche Haus, wo schon 1.000 Anhänger warteten. Bevor die Party losgehen konnte, musste allerdings noch der Sonderzug mit den 800 mitgereisten Fans in Flensburg ankommen.

Die hatten in der ersten Halbzeit die Atmosphäre der heimischen Flens-Arena ins Rheinland transportiert. Mit nur zwei Niederlagen war ihr Team über die Saison gekommen, aber der Dauerrivale THW Kiel ließ sich nicht abschütteln und lag mit zwei Punkten Rückstand und dem besseren Torverhältnis auf der Lauer.

Den Flensburgern hätte zwar schon ein Unentschieden zum Titel gereicht, aber jeder SG-Fan konnte sich an die Zitterpartie beim letztjährigen Saisonfinale erinnern, als ihre übernervöse Mannschaft den sicher geglaubten Titel fast noch verschenkt hätte.

Verfrühter Party-Modus

Wie im Vorjahr gegen Göppingen trafen die Flensburger beim Aufsteiger auf einen stark verletzungsgeschwächten Gegner. Obwohl die Anspannung laut Trainer Maik Machulla beim Frühstück riesig gewesen war, legten sie meisterhaft los. Beim Zwischenstand von 13:6 nach etwa 25 Minuten fürchtete Ex-Bundestrainer Heiner Brand am TV-Mikrofon sogar, der BHC könnte auseinanderbrechen.

Aber die Flensburger schalteten angesichts der hohen Führung vorzeitig in den Party-Modus und stellten ihr sicheres und schnelles Kombinationsspiel ein. Sie versuchten fast nur noch über Einzelaktionen der Rückraumspieler Rasmus Lauge und Magnus Rød zum Erfolg zu kommen.

Je länger das Spiel dauerte, desto weicher wurden die Arme und als der BHC in der 56. Minute auf 23:24 verkürzte, hatte der heimische Anhang vorübergehend die Stimmungshegemonie zurückerobert. Dass vier Spielminuten später dann doch die Flensburger feiern konnten, erklärte Machulla so: „Als es eng wurde, haben wir das Spiel mit der Mentalität eines Meisters wieder in die richtige Bahn gelenkt.“

Mit der Titelverteidigung ist Machulla schon nach seinem zweiten Jahr der erfolgreichste Trainer der SG-Vereinsgeschichte. Profitierte er in der letzten Saison noch von einer eingespielten Mannschaft und der Schwäche der Konkurrenz aus Kiel und Mannheim, so hat er jetzt sein eigentliches Meisterstück abgeliefert. In dieser Saison stand sein Team nicht nur einem bärenstarken THW Kiel gegenüber, der nach holprigem Start konstant auf hohem Niveau spielte, sondern es musste auch den Abgang von sechs Spielern verkraften.

Die besten Spieler der Liga

Doch die Neuzugänge wie Torwart Benjamin Burić und Kreisläufer Johannes Golla schlugen ein. Vor allem aber entwickelten sich Spielmacher Lauge und Linkshänder Rød zu den besten Spielern der Liga auf ihren Positionen.

Aus dem Spielerkreis hört man, dass Machulla mit seiner demokratischen, kommunikativen Art in der Lage ist, das Potenzial des Kaders zu entfalten. Zahlenmäßig wird der Umbruch bei der SG, deren finanzielle Möglichkeiten weiter hinter denen der Kieler liegen, in diesem Sommer nicht so heftig.

Mit Lauge, der Richtung Vesz­prém weiterzieht, und Abwehr-Urgestein Tobias Karlsson, der seine Karriere beendet, gehen aber die neben Torwart Burić aktuell wichtigsten Spieler. Dahinter warten schon Spieler wie Gøran Søgard Johannessen und Golla, denen ebenfalls großes Potenzial zugeschrieben wird.

Während man in Flensburg auf eine lange Fortsetzung der Ära Machulla hofft, endet in Kiel die elfjährige erfolgreiche Amtszeit von Trainer Alfred Gislason. Der kann sich beim Abschied damit trösten, in seinem letzten Jahr DHB- und EHF-Pokal nach Kiel geholt zu haben. Beim THW übernimmt jetzt der ehemalige Spieler Filip Jicha den Trainerposten. Er wird den Meisterkampf neu eröffnen.

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