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: USA schicken weitere 1.000 Soldaten Richtung Iran

Mit einer Truppenaufstockung erhöht Washington den Druck auf Teheran. Fotos sollen die Verantwortung Irans für Tankerangriffe im Golf von Oman belegen. China warnt vor Eskalation

Das Neue

Im immer weiter eskalierenden Konflikt mit dem Iran schickt die US-Regierung zusätzliche 1.000 Soldaten in den Nahen Osten, wie US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan am Montag (Ortszeit) ankündigte. Die Soldaten würden „zu Verteidigungszwecken“ entsandt, „um Gefahren aus der Luft, von See und vom Boden“ entgegenzutreten.

Der Kontext

Der Schritt ist offenbar Teil eines Vorschlags des US-Verteidigungsministeriums, insgesamt 10.000 weitere Soldaten in die Region zu verlegen. Ende Mai war die Truppenstärke bereits um 1.500 Soldaten aufgestockt worden. Ob das Weiße Haus aber wie vom Pentagon vorgeschlagen alle 10.000 Soldaten entsenden wird, ist unklar. In der Region des Nahen Osten und Nordafrikas sind insgesamt bereits zwischen 60.000 und 80.000 US-Soldaten stationiert.

Am Montag legte das Pentagon zudem neue Fotos vor, die beweisen sollen, dass der Iran hinter den Angriffen auf zwei Öltanker im Golf von Oman in der vergangenen Woche steht. Die Fotos sollen von einem US-Armeehubschrauber aus aufgenommen worden sein und Kräfte der iranischen Revolutionsgarden zeigen, die eine nicht explodierte Mine von einem der beiden Tanker entfernen. Den Angaben zufolge sollte Beweismaterial vernichtet werden. Zuvor hatte Washington ein ähnliches Video veröffentlicht.

Die Reaktionen

Russland reagierte besorgt auf die US-Ankündigung, weitere Soldaten zu entsenden. „Dies bereitet uns große Sorgen“, sagte Vizeaußenminister Sergei Rjabkow. „Und das allein schon der Tatsache wegen, dass eine starke Konzentration von Kräften das Risiko eines Zusammenstoßes oder einer unerwünschten Zuspitzung erhöht.“ Er verstehe allerdings noch nicht, worauf Washington hinaus wolle. China rief am Dienstag zur Zurückhaltung und warnte davor, die „Büchse der Pandora zu öffnen“.

Auch der iranische Präsident Hassan Rohani äußerte sich am Dienstag: „Der Druck der Feinde auf unser Land ist gewachsen, genauso aber auch unsere Reaktionen“, teilte er mit. Sowohl Rohani als auch Shanahan betonten jedoch, sie wollten keine Konfrontation.

Die Konsequenz

Die Entsendung weiterer Soldaten wird keine unmittelbare Konsequenz haben. Washington erhöht den Druck auf die Führung in Teheran seit Wochen und fordert das Land zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf mit dem Ziel, dass sich Teheran weitergehenden Auflagen unterwirft als in dem noch unter US-Präsident Obama ausgehandelten Atomabkommen JCPOA. Die Regierung in Teheran gibt sich aber trotz neuer US-Sanktionen unnachgiebig und droht nach dem US-Ausstieg ihrerseits mit dem Bruch des Abkommens, an dem die Europäer, insbesondere Deutschland, weiter festhalten. Ab kommender Woche wird der Iran eigenen Angaben zufolge einen ersten zentralen Punkt des Abkommen brechen: Das Land droht, am Donnerstag die im JCPOA festgelegte maximale Menge von schwach angereichertem Uran zu überschreiten. Jannis Hagmann