Zauberer wird Delfin

Indischem Magier misslingt Entfesslungstrick

Auf der Suche nach dem Magier: Ganges-Detektive Foto: ap

„Kalkutta liegt am Ganges“, sang einst der Schweizer Schlagerbarde Vico Torriani und ahnte vermutlich nicht einmal, dass Kalkutta gar nicht am Ganges, sondern am Fluss Hugli liegt. Aber „Kalkutta liegt am Hugli“ wäre dann doch eine Spur zu albern gewesen.

Ernster allerdings ist die Lage für den berühmten indischen Zauberer Jadugar Mandrake, der eigentlich Chanchal Lahiri heißt. So falsch wie sein Zauberkünstlername ist auch seine angebliche Magie. Schon im Jahr 2013 musste Mandrake vor einer wütenden Menge fliehen, als die Zuschauer entdeckten, dass der Magier sich bei einem Entfesslungstrick durch eine deutlich sichtbare Geheimtür aus einem verschlossenen Käfig befreit hatte.

Am Sonntag nun versuchte Jadugar Mandrake einen neuen Trick, wie AFP gestern aus „Kalkutta“ berichtete, das, wie wir Indien-Kenner wissen, inzwischen in Kolkata umbenannt wurde. Dort ließ sich der Meistermagier, gekleidet in ein grell-gelb-rotes Kostüm, gefesselt mit Ketten und Schlössern, eingesperrt in eine schusssichere Glasbox, von der Howrah-Brücke in den Fluss herunterlassen. „In den Ganges“, wie AFP schreibt, auch wenn es der Hugli war. Aber diese geografische Unwissenheit sei den Vico-Torriani-Fans der französischen Nachrichtenagentur hiermit verziehen. Jedenfalls ließ Mandrake vor dem Stunt noch die goldenen Worte fallen: „Sollte ich es schaffen, mich zu befreien, wird es magisch sein. Wenn ist es nicht schaffe, ist es tragisch.“ Das war das Letzte, das man von dem weitsichtigen Mann vernahm.

Seither ist der 40-jährige Entfesslungskünstler verschollen und vermutlich über den Hugli in das Delta des Ganges und weiter ins Meer geschwemmt worden. Im Golf von Bengalen wird Chanchal Lahiri alias Jadugar Mandrake vermutlich erneut seine Identität wechseln und ganz nach hinduistischer Tradition als Delfin wiedergeboren. Was für ihn und sein Publikum angesichts seiner magischen Leistungen wohl das Beste wäre. Dann müsste der wahrscheinlich indischste aller Zauberer künftig niemanden mehr mit irgendwelchen halbseidenen Tricks hereinlegen müssen.