Je drängender die Krise, desto größer die Nachfrage

Mit erhöhtem Interesse an Klima-Politik wächst laut Klimahaus-Direktor Arne Dunker das Interesse an Bildungsangeboten, nicht aber die Zahl der Besucher

Das Klimahaus in Bremerhaven sieht sich infolge der „Fridays for Future“-Bewegung zehn Jahre nach seiner Eröffnung im Aufwind. Die Nachfrage von Schulen nach den Bildungsangeboten der wissenschaftlichen Erlebniswelt sei seit den Schülerprotesten gestiegen, sagte Geschäftsführer Arne Dunker.

So würden derzeit Fünft- und Sechstklässler zu „Klima-Scouts“ ausgebildet. „Sie lernen zum Beispiel, was Fleischkonsum mit dem Klima zu tun hat und welche Möglichkeiten es gibt, Energie zu sparen.“

Ihr Wissen sollen sie ihren Mitschülern vermitteln. Zudem fragten vermehrt Schulen an, ob das Klimahaus Experten für Projektwochen zur Verfügung stellen kann. Das Ausstellungshaus, in dem Besucher durch verschiedene Klimazonen eine Reise entlang des achten Längengrads machen, feiert am 27. Juni seinen zehnten Geburtstag.

An dem Tag werden sich auf einem Symposium internationale Klima-Experten austauschen. Am 29. und 30. Juni lädt das Haus zu einem Familienfest mit vielen Aktionen ein. Bis heute gibt es laut Dunker weltweit kein anderes Ausstellungshaus, das sich ausschließlich mit dem Thema Klima beschäftigt. Die Zahl der Besucher sei wegen der „Fridays for Future“-Demonstrationen bisher jedoch nicht gestiegen, sagte Dunker.

In den vergangenen drei Jahren kamen im Schnitt 445.000 Menschen jährlich ins Klimahaus – das waren den Angaben nach mehr als in jedem anderen Ausstellungshaus im Nordwesten Deutschlands.

Viele Nordsee-Urlauber kämen für einen Besuch vorbei. Mit dem Konzept der Erlebniswelt biete das Klimahaus einen niedrigschwelligen Einstieg in ein Thema, mit dem man sich normalerweise im Urlaub nicht beschäftige. „Damit das so bleibt, müssen wir im Gespräch bleiben“, sagte Dunker. Als nächste Neuerung ist daher eine Dauerausstellung zum Thema Extremwetter geplant. Baustart soll 2021 sein, Eröffnung ein Jahr später. Dunker rechnet mit Kosten von rund zehn Millionen Euro.

Eine Plattform soll Besucher über drei Ebenen fahren, wo sie Filme und Bühnenbilder mit Starkregen, Orkanen und Dürre zu sehen bekommen. Dabei sollen sie auch Wasser und Wind spüren, während die Plattform sich dreht und neigt. „Wir wollen bei neuen Ausstellungstechnologien ganz vorne mit dabei sein“, betonte Dunker.

Zudem werde der Reisebereich Südsee erweitert: Auch anhand eines Films werde gezeigt, wie sehr die Atolle von Tokelau durch den Klimawandel bedroht seien. „Wir waren im Januar mit einem Kamerateam dort und haben mit Bewohnern gesprochen“, sagte Dunker.

Sie erzählten, wie die Atolle unter dem Anstieg des Meeresspiegels, dem Korallensterben und der Zunahme von Zyklonen leiden. „Tokelau fühlt sich vom Rest der Welt vergessen“, sagte Dunker. Im Klimahaus sollen die Besucher darauf aufmerksam gemacht werden. (dpa/taz)