Aktion gegen Islamophobie in Myanmar: Weiße Rosen gegen den Hass

Nationalisten wollten im Ramadan Moscheen in Yangon schließen lassen. Aktivisten konterten die Islamophobie mit Blumen.

Aung San Suu Kyi läuft in Kambodscha an Soldaten vorbei

Hat keine moralische Autorität mehr: Regierungschefin Aung San Suu Kyi Foto: reuters

YANGON taz | Die Nationalisten kamen mit Knüppeln und Messern, Thet Swe Win und seine Leute konterten mit weißen Rosen. Seitdem ein buddhistischer Mob in Myanmars größter Stadt Yangon zu Beginn des Ramadan muslimische Gebetsstätten schließen lassen wollte, mobilisierten ein Mönch und junge Aktivisten zu einer Friedenskampagne, die sich seitdem in ganz Myanmar ausgebreitet hat. Zum letzten Fastenbrechen wurden am Dienstag noch einmal landesweit Tausende weiße Rosen an Muslime verteilt.

Den Aktivisten Thet Swe Win wundert die große Resonanz nicht: „Viele Menschen haben lange auf die Gelegenheit gewartet, endlich ein Zeichen dafür zu setzen, was richtig ist.“ Vor allem nach den Attacken des Militärs gegen die muslimische Minderheit der Rohing­ya im Westen des Landes waren viele internationale Beobachter 2017 geschockt über das Schweigen der Regierung von Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin spielte die Militäroperation herunter, die UN Experten als Völkermord bezeichnen.

„Aung San Suu Kyi ist keine moralische Führungsfigur mehr. Das Leiden nicht nur der Rohingya, sondern auch der Minderheiten im Shan- und Kachin-Staat interessiert sie nicht“, sagt Thet Swe Win. „Die Welt sollte besser auf uns, die junge Generation schauen. Wir sind die einzige Hoffnung.“ Die Geste der Aktivisten rührte viele sonst eingeschüchterte Muslime, deren Befinden sonst meist ignoriert wird. Die Organisatoren der Kampagne der weißen Rosen trotzen denen, die Hass zwischen ethnischen und religiösen Gemeinschaften schüren.

Myanmar ist ein mehrheitlich buddhistischer Vielvölkerstaat mit weniger als fünf Prozent Muslimen. Während die Mehrheit der Birmesen leugnet, dass in ihrem Land Muslime diskriminiert werden, sieht die Realität anders aus. Es ist nicht das erste Mal, dass Gebetsstätten oder Koranschulen auf Druck nationalistischer Gruppen geschlossen werden sollten. 2015 wurde das sogenannte Religions- und Rasseschutzgesetz verabschiedet, das Eheschließungen zwischen Buddhisten und Muslimen erschwert. Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) nominierte im selben Jahr bei den Wahlen keinen einzigen muslimischen Kandidaten.

Die Polizei zeigte zwei Männer aus dem Mob gegen die Gebetsstätten inzwischen wegen Anstiftens öffentlicher Unruhe an. Auch gegen den buddhistischen Hassprediger und Mönch Wirathu, der Muslime oft als „Hunde“ bezeichnet, ist vergangene Woche ein Verfahren wegen aufwiegelnder Kommentare – nicht gegen Muslime, sondern gegen Aung San Suu Kyi – eingeleitet worden. „Wenn die Behörden es wirklich ernst meinen würden, dann würde er nicht immer noch frei herumlaufen“, gibt Thet Swe Win zu bedenken.

Die Aktivisten der Kampagne der weißen Rosen wollen auch nach dem Ende des Ramadan weiterhin ihre positiven Botschaften verbreiten. Geplant ist mit einer muslimischen Gruppe zusammenzuarbeiten, die in Krankenhäusern Essen an bedürftige Buddhisten ausgeben möchte.

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