Volvo begrenzt die Höchstgeschwindigkeit: Bei Tempo 180 ist Schluss

Autohersteller hätten eine Verantwortung, sagt der Chef des Unternehmens. Mit dieser technischen Begrenzung wolle man Leben retten.

Mehrere Autos der Marke Volvo stehen nebeneinander

Eingebautes Tempolimit als Lebensretter: Volvo will mit dieser Maßnahme Unfälle vermeiden Foto: reuters/Bob Strong

STOCKHOLM taz | Freie Fahrt für freie Bürger? Die gibt’s ab kommendem Jahr auch auf deutschen Autobahnen nicht mehr – jedenfalls nicht für BesitzerInnen neuer Modelle der Firma Volvo. Bei 180 Kilometern pro Stunde wird für sie in Zukunft Schluss sein. Alle ab 2020 ausgelieferten Fahrzeuge würden mit technischen Einrichtungen ausgestattet, die eine höhere Geschwindigkeit unmöglich machen werden, teilte Volvo-Chef Håkan Samuelsson am Montag mit.

Der Grund: Volvo betrachte „unnötig hohe“ Geschwindigkeiten als eine Hauptursache für schwere Verkehrsunfälle. „Es gibt keinen Grund, warum man einen Volvo schneller als 180 km/h fahren sollte“, erklärte Samuelsson in einem Interview des schwedischen Rundfunks: „Wenn man beispielsweise deutsche Autobahnen nimmt, da passiert ein großer Teil schwerer Unfälle aufgrund überhöhter Geschwindigkeiten. Und überhöht ist definitiv alles, was über 180 liegt.“

Wird das nicht KundInnen abschrecken? Nein, glaubt man bei Volvo: Eher werde damit der Ruf von Volvo als Produzent „sicherer“ Autos gestärkt. Er könne sich zwar vorstellen, dass man dem Unternehmen vorwerfen werde, wie in „Big Brother“-Manier aufzutreten, wenn es den KundInnen nicht selbst überlassen wolle, wie schnell sie fahren könnten, meinte Samuelsson: „Und das kann man sicher diskutieren.“

Das Unternehmen meine aber auch als Autohersteller eine Verantwortung dafür zu haben, wozu die Käufer das Produkt nach dem Kauf anwenden könnten. Und bei höheren Geschwindigkeiten reiche auch die beste Sicherheitstechnik nicht aus, um ernsthafte Schäden oder Todesfälle vermeiden zu können. Eine Universallösung sei so eine Geschwindigkeitsbremse sicherlich nicht, aber den Versuch sei es wert, weil man damit sicher Leben retten könne. Für Spezialmodelle, beispielsweise Polizeiautos, werde es allerdings möglich sein, diese Technik abzuschalten.

Eingriff in die Fahrweise als Pflicht der Hersteller?

In Schweden, wo es keine Straßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung gibt und auf Autobahnen allenfalls 120 Stundenkilometer gefahren werden darf, wurde Volvo gleich dafür kritisiert, dass 180 km/h eine viel zu hohe Geschwindigkeit sei. Aber es sei verständlich, dass Volvo als globaler Akteur auch auf Märkte wie Deutschland, „wo extreme Geschwindigkeiten zugelassen sind“, Rücksicht nehmen müsse, meint Marie Nordén, Direktorin des Verkehrssicherheitsverbands NTF. Ihre Organisation hoffe jedenfalls, dass andere Autohersteller dem Volvo-Beispiel folgen würden.

Laut Samuelsson soll die jetzige Geschwindigkeitsbegrenzung, „durch die wir definitiv damit rechnen, einige Unfälle vermeiden zu können“, nur ein erster Schritt sein. Die Volvo-Forschungsabteilung arbeite an Projekten, wie mit einer Kombination aus intelligenter Geschwindigkeitssteuerung und der Geofencing-Technik beispielsweise automatische Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern möglich werden könnten.

Zu Hause wird Volvo kritisiert, weil auch ein Tempo von 180 Stundenkilometern viel zu hoch sei

Und, so der Volvo-Chef: „Wir würden gerne eine grundsätzliche Diskussion darüber haben, ob Autohersteller nicht nur ein Recht, sondern sogar die Pflicht haben, Technik zu installieren, mit der in das Verhalten des Fahrers eingegriffen werden kann.“

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