Netzausbau in Deutschland: Löcher stopfen mit staatlichen Masten

Abgeordnete von Union, SPD und Grünen wollen die Mobilfunklücken mit einer öffentlichen Gesellschaft schließen. Das DIW sieht die Pläne skeptisch.

Funkmasten vor blauem Himmel

Eine „Breitband-Infrastrukturgesellschaft“ (was für ein Wort) soll's richten Foto: dpa

BERLIN taz | Auf dem Land und in kleinen Dörfern ist der Zugang zum Internet oft schwierig. Bei der stationären Anbindung über Erdkabel sieht es etwas besser aus. Will man allerdings per Smartphone Daten mobil herunterladen, zeigt der Bildschirm nicht selten: kein Empfang. Die Bundesregierung weiß, dass es so nicht weitergeht. Doch Politikerinnen und Politiker des Bundestages machen nun zusätzlich Dampf. Neuerdings ist auch aus der Union die Forderung zu hören, eine neue staatliche Firma solle Mobilfunkmasten bauen.

„Bis Mitte dieses Jahres müssen wir ein vollständiges und bundesweites Mobilfunkkonzept erarbeiten“, sagte kürzlich Ulrich Lange (CSU), Vizefraktionschef im Bundestag. „Dazu gehört mit Sicherheit auch die Errichtung einer Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft.“

Jens Zimmermann, Digitalpolitiker der SPD, ist erfreut. Er erklärte, man solle „zweigleisig fahren“. Die Bundesnetzagentur müsse die privaten Netzanbieter dazu anhalten, eine möglichst flächendeckende Infrastruktur aufzubauen. „Um die Lücken zu schließen, kann aber auch eine staatliche Gesellschaft sinnvoll sein“, so Zimmermann. Das dürfe freilich nicht dazu führen, dass die öffentliche Hand auf diesen Kosten sitzenbleibe. „Die Privaten sollten sich daran beteiligen.“

Grüne sind für „Breitband-Infrastrukturgesellschaft“

Die Grünen haben bereits im Oktober einen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem sie unter anderem eine neue „Breitband-Infrastrukturgesellschaft“ fordern. „Diese soll sich um den zügigen Ausbau des Glasfasernetzes ebenso kümmern wie um die Lücken beim Mobilfunk“, sagte die grüne Abgeordnete Margit Stumpp, die unter anderem den Ostalbkreis vertritt.

Seit der Privatisierung der 1990er Jahre sind überwiegend private Anbieter dafür zuständig, das Fest- und Mobilfunknetz zu pflegen und auszudehnen. Diese haben vor allem ein Interesse daran, dicht besiedelte Gebiete und große Städte zu versorgen, weil sie dort mehr Geld verdienen. Obwohl ihnen die Bundesnetzagentur auch Vorschriften für ländliche Gegenden macht, klappt die Versorgung dort oft nicht.

Ökonom Tomaso Duso vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) sieht die Pläne skeptisch. Er bezweifelt, dass es einem öffentlichen Unternehmen schneller als privaten Anbietern gelingt, das Mobilfunknetz zu ergänzen. „Die zusätzliche Verwaltung verkompliziert die Prozesse unnötig“, so Duso. „Wir sollten keine neue Bundespost schaffen“, sagte Nick Kriegeskotte vom Verband der digitalen Wirtschaft (Bitkom). Er plädiert dafür, erst mal „die Förderprogramme wirken zu lassen“, mit denen Bundesländer den Ausbau beschleunigen.

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