Bescherung für 500 Inhaftierte

Noch nie haben so viele Menschen Weihnachtstüten für die Gefangenen der Bremer Justizvollzugsanstalt gespendet wie in diesem Jahr. Derzeit sind 670 Menschen in der JVA Oslebshausen inhaftiert

In Bremen haben „nach vorsichtigen Schätzungen“ des katholischen Gefängnisseelsorgers Richard Goritzka noch nie so viele Menschen Weihnachtstüten für Häftlinge gepackt wie in diesem Jahr.

In der Adventszeit wurden Tüten für rund 500 Häftlinge gespendet, wie der Katholische Gemeindeverband mitteilte. In den vergangenen Jahren waren es meist zwischen 350 und 400. Die ökumenische Aktion wird seit vielen Jahren in Kooperation mit der Bremischen Evangelischen Kirche organisiert.

„Ich bin glücklich darüber, dass jemand an mich denkt“, sagte einer der Häftlinge, der nun beschenkt wurde. Er freue sich über Marzipan und Schokolade. Doch viel entscheidender sei für ihn die menschliche Geste, die ihm das Gefühl gebe, nicht von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. 670 Menschen sind derzeit in der JVA Oslebshausen inhaftiert. Die Männer, Frauen und Jugendlichen bekommen zwar Hafturlaub über Weihnachten, aber die meisten werden die Feiertage hinter Gittern verbringen. Nicht alle Insassen bekommen Besuch; viele erhalten kein Geschenk zu Weihnachten, weil sie draußen niemanden mehr haben, der sich um sie kümmert.

Die Gefängnisseelsorge wird jeweils zur Hälfte vom Staat und von der Kirche finanziert. Die katholischen und evangelischen Seelsorger stehen unter der Dienstaufsicht der Kirchen. Sie unterliegen der Schweigepflicht und dem Beichtgeheimnis. Gefangene können in Gesprächen mit absoluter Vertraulichkeit rechnen – auch bei Angelegenheiten, die andere Bedienstete zur Anzeige bringen müssten. Zum Arbeitsfeld der Gefängnisseelsorge gehören Einzelgespräche, Gesprächsgruppen und Gottesdienste. (epd/taz)