Noch Vermisste nach Einsturz

Im norditalienischen Genua könnten noch 10 bis 20 Personen in den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke liegen

Der Abgrund ist nah: Ein Lkw vor dem eingestürzten Teilstück der Morandi-Brücke Foto: Stefano Rellandini/reuters

Von Eva Oer

Nach dem Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke an der A10 im norditalienischen Genua suchen Rettungskräfte weiter in den Trümmern nach Opfern oder Überlebenden. Am Donnerstag bezifferte die Polizei die Zahl der Todesopfer auf 38 – am Vortag war von mehr Toten die Rede gewesen. „Es könnte noch 10 bis 20 verschüttete Personen geben“, sagte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi laut Nachrichtenagentur Ansa.

Die Feuerwehr suchte in der Nacht auf Donnerstag mit Baggern und Kränen, mit denen die Einsatzkräfte Schutt und Trümmer aus dem Weg räumten, nach Verletzten. „Letzte Nacht hatten wir kein Glück, wir haben niemanden gefunden“, sagte Feuerwehrsprecher Emanuele Gissi. Für die bisher geborgenen 38 Toten soll es Samstag ein Begräbnis geben. Für den Tag ist Staatstrauer angesetzt.

Die viel befahrene Morandi-Brücke war am Dienstag während eines Unwetters auf einem Teilstück eingebrochen. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hatte am Mittwochabend den Notstand in der Hafenstadt ausgerufen, der für zwölf Monate gelten sollte. Aus einem nationalen Notfallfonds werde der Stadt zudem eine Soforthilfe von 5 Millionen Euro zugutekommen, kündigte Conte an.

Schon am Vortag hatte Italiens Regierung den Betreiber der Mautautobahn für den Einsturz verantwortlich gemacht, dem Unternehmen Autostrade vorgeworfen, die Brücke nicht ausreichend gewartet zu haben und mit Lizenzentzug gedroht. Autostrade hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Am Donnerstag drohte Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio mit einer Verstaatlichung der Autobahnen. Wenn die Betreiber ihre Aufgabe nicht richtig erfüllten, dann müsse der Staat die Autobahnen übernehmen, sagte Di Maio im Rundfunk. Autostrade hätte mehr in die Sicherheit investieren sollen, als sich über die Dividenden Gedanken zu machen, sagte Di Maio. Innenminister Matteo Salvini forderte, dass das Unternehmen umgehend die Mautgebühren aussetze.

Er wiederholte auch seine Kritik an der EU: Italien dürfe nicht von Sparauflagen davon abgehalten werden, genug für die Sicherheit der BürgerInnen ausgeben zu können. Die EU-Kommission in Brüssel wies das zurück: Mitgliedsstaaten könnten ihre politischen Prioritäten innerhalb der geltenden Haushaltsregeln selbst festlegen, sagte ein Sprecher.

(mit Agenturen)