Deutsche Bahn weitet Billigangebote aus: Mit dem ÖPNV kostenlos zum Bahnhof

Die Konkurrenz macht's möglich: Die Bahn bietet dauerhaft 19,90-Euro-Tickets an und ermöglicht vielerorts die Gratisnutzung des Nahverkehrs.

U-Bahnstation, im Mittelpunkt eine Sitzreihe, dahinter ein gelber U-Bahnzug, der schnell ein- oder abfährt

Nicht nur schnell, sondern künftig in viel mehr Städten auch gratis: die Anfahrt zum Bahnhof Foto: imago/Westend 61

BERLIN taz | Die Deutsche Bahn weitet das City-Ticket aus: Ab dem 1. August gilt es nicht nur für Fernreisen mit Bahncard, sondern ist in allen Fahrscheinen zum Flexpreis oder Sparpreis für Fahrten von mehr als 100 Kilometern enthalten. Mit dem City-Ticket kommen die Fahrgäste mit Bussen, Bahnen oder der Tram am Start- und Zielort kostenlos zum Bahnhof oder von dort nach Hause. Die 126 größten Städte beteiligen sich an der Kooperation zwischen dem Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn. Für die Nutzung des Nahverkehrs entrichtet die Bahn einen zweistelligen Millionenbetrag an die meist kommunalen Träger.

Gleichzeitig wird, ebenfalls zum 1. August, das Preissystem vereinfacht. Es gibt künftig neben dem Normalpreis für flexible Fahrten nur noch Sparpreise und den sogenannten Super Sparpreis von 19,90 Euro. Bislang war Letzterer ein Aktionspreis, der nun in ein Dauerangebot überführt wird. Bahncardbesitzer erhalten auf dieses Ticket noch einen Rabatt von 25 Prozent.

Mit der Neuerung reagieren sowohl die Bahn als auch der VDV auf eine veränderte Marktlage. So greift auf der Schiene Flixtrain, ein Ableger des Fernbusunternehmens Flixbus, die Bahn auf langen Strecken mit Kampfpreisen an. Bisher fahren die Münchner zwar nur zwei Verbindungen. Doch 2019 will Flixtrain auch von Berlin nach München fahren. Auch der Nahverkehr hat mit Uber & Co stärkere Konkurrenz.

Der Fahrgastverband Pro Bahn lobt die Ausweitung des City-Tickets, kritisiert allerdings auch, dass das Angebot noch nicht flächendeckend in allen Städten gilt. Auch sei der Gültigkeitsbereich nicht überall ausreichend, heißt es vom Verband. Denn das City-Ticket gilt nur in den Kernstädten. In Berlin umfasst diese Zone zum Beispiel nur das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings. Wer weiter raus muss, benötigt dafür einen neuen Fahrschein. Der bahnpolitische Sprecher der Grünen, Matthias Gastel, fordert eine bessere Vernetzung des Nahverkehrs. „Jetzt steht die Große Koalition in der Pflicht, endlich ein Konzept für das im Koalitionsvertrag angekündigte deutschlandweite Ticket für alle Angebote im Nahverkehr vorzulegen“.

Matthias Gastel, Grünen-MdB

Jetzt steht die Große Koalition in der Pflicht, endlich ein Konzept für das im Koalitionsvertrag angekündigte deutschlandweite Ticket für alle Angebote im Nahverkehr vorzulegen

Das Preissystem der Bahn wird übersichtlicher und es gibt dauerhaft sehr günstige Tickets. „Es bietet sich an, frühzeitig zu buchen“, rät Bahn-Vorstand Berthold Huber. Denn die Super Sparpreise sind kontingentiert. Für Züge mit hoher Auslastung gibt es wenige oder gar keine Fahrscheine für unter 20 Euro. Zeitlich flexible Reisende können, wenn sie eine Bahncard haben, im besten Fall für 15 Euro einmal quer durch das Land fahren. Trotz der hohen Kosten befürchtet die Bahn keinen Gewinneinbruch. Das Gegenteil ist der Fall. Neu gewonnene Kunden sollen den zusätzlichen Aufwand mehr als ausgleichen. In diesem Jahr erwartet Huber einen neuen Fahrgastrekord. Die Zahl der Passagiere soll von 145 Millionen auf fast 150 Millionen anwachsen.

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