Blankenburger Süden: Mit dem Fahrrad gegen die AfD

In Pankow vereinnahmt die AfD den Protest gegen ein Bauvorhaben. Die Antifa hat eine Demo organisiert

Kein Frieden im idyllischen Blankenburg Foto: privat

Treffpunkt S-Bahnhof Schönhauser Allee: Passanten drängen sich durch eine Menge von Menschen, die sich um die Musikboxen positioniert haben, aus denen Rock gegen rechts dröhnt. Antifa-Mitglieder befestigen Fahnen der Kampagne „Kein Raum der AfD“ an ihren Fahrrädern, Polizeiautos versperren die Straße. Antifa-Sprecher Martin Sonnenburg tritt mit dunkler Sonnenbrille ans Mikrofon. „Wir dürfen der AfD keinen Raum lassen, wir müssen vor Ort sein und die Infrastruktur von Rechtspopulisten zerschlagen“, erklärt er.

Fast 200 Menschen sind mit dem Fahrrad gekommen. Sie fahren los und rufen dabei laut: „AfD, Rassistenpack, wir haben euch zum Kotzen satt.“ Ihr Ziel ist das Bürgerbüro der AfD in Blankenburg. In Blankenburg regt sich seit langer Zeit Protest gegen die Baupläne des Berliner Senats, die AfD versucht, die Proteste für ihre Zwecke zu nutzen. Mit dem Projekt „Blankenburger Süden“ will der Senat gegen den Wohnungsmangel in Berlin vorgehen. Dort sollen um die 10.000 Wohneinheiten entstehen. Grundstücksbesitzer und Kleingärtner befürchten, dass sie durch die geplanten Bauvorhaben enteignet werden könnten. Die Antifa will sich mithilfe der Fahrraddemonstration mit den Blankenburgern solidarisieren.

Achtung! Lompschzilla!

In Blankenburg ist der Unmut allgegenwärtig. Banner berichten überall vom Frust der Be­woh­ne­r*in­nen. „Achtung! Lompschzilla“ steht groß auf einem, „Fr. Lompscher, ist DAS Ihr Ernst?“ auf einem anderen. Gemeint ist Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. Erst vor Kurzem hatte sie erklärt, das Projekt biete Platz für 10.000 Wohneinheiten statt der 5.000, von denen anfangs die Rede war. Auch das ärgert die Bewohner. Den Protest treiben sie allerdings nicht allein voran. Auch die AfD versucht, sich als Anti-Establishment-Partei zu positionieren: „Wir sind die Guten – AfD“ steht groß auf einem Plakat.

„Die Partei versucht, die Dynamik in Blankenburg zu instrumentalisieren und sich an den Protest ranzuwanzen“, stellt Sonnenburg fest. „Wir müssen vor Ort aktiv werden und Solidarität mit Blankenburg zeigen; auch darum ist die Fahrraddemo das richtige Format.“ Auch Jacqueline Brede befürchtet, dass die AfD versucht, sich über den Protest zu profilieren. Gerade jätet sie Unkraut in ihrem Vorgarten. Sie und ihr Mann wären von den Bauplänen des Senats betroffen. „Ich glaube, dass am Ende die Bewohner auf der Strecke bleiben werden“, sagt sie nüchtern. „Für uns ist das hier eine Wohlfühloase.“ Ihre Sorgen sind groß. Die Proteste der Antifa begrüßt sie.

Auch Sonnenburg ist zufrieden. Mittlerweile sitzen die Teilnehmer der Demonstration, vor allem junge Menschen zwischen 20 und 30, vor einer kleinen Bühne mit Livemusik. Direkt gegenüber befindet sich das AfD-Bürgerbüro Blankenburg. „Für uns geht es in erster Linie darum, gegen AfD-Strukturen vor Ort vorzugehen und dafür Sorge zu tragen, dass die AfD die Proteste nicht für sich nutzen kann“, erklärt Sonnenburg. „Für uns war die Fahrraddemo ein großes Fragezeichen, aber es war letztendlich die größte Antifa-Demo in diesem Gebiet seit 2006.“

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