Verkauf für einen guten Zweck: Das Auto ihres Peinigers

Die 29-jährige Kader K. wurde mit einem Seil um den Hals durch Hameln geschleift. Nun will sie das Tatfahrzeug für einen guten Zweck verkaufen.

Eine junge Frau mit Kopftuch steht vor einem Auto und hält ein Schild mit der Aufschrift "Für Waisenkinder".

Will, dass aus Bösem Gutes wird: Gewaltopfer Kader K. Foto: dpa

BREMEN taz | Es grenzt an ein Wunder, dass Kader K. noch lebt: 200 Meter weit schleifte ihr Ex-Ehemann sie im November 2016 mit dem Auto über eine Straße in Hameln, nachdem er ihren Hals mit einem Seil an der Anhängerkupplung festgebunden hatte.

Zuvor hatte er mit einem Messer Lunge und Herz der 28-Jährigen verletzt und ihren Schädel gebrochen, indem er mit der stumpfen Seite einer Axt mehrfach gegen ihren Kopf schlug. Danach fesselte er sie ans Auto und fuhr los. Auf dem Rücksitz bekam der gemeinsame zweijährige Sohn alles mit. Kader K. überlebte nach einer Not-OP und zweimaliger Wiederbelebung.

2013 hatte sie ihren Ex-Mann kennengelernt. Schnell wurde ihr klar, dass er herrschsüchtig und aggressiv war. Zuletzt verbot er ihr sogar den Umgang mit ihrer Mutter. Das war der Zeitpunkt, an dem sie begann, sich zu widersetzen – und ihr Mann erstmals handgreiflich wurde. K. zog mit dem Sohn aus, doch ihr Mann weigerte sich, Unterhalt zu zahlen. Als deshalb sein Gehalt gepfändet wurde, flippte er aus.

K. leidet unter den körperlichen Folgen und einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung. An die Tat, sagt sie, könne sie sich nicht mehr erinnern. Aber sie will, dass das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät: Sie bat den Hamelner Journalisten Ulrich Behmann, ihre Geschichte aufzuschreiben. Herausgekommen ist das Buch „Novemberwut“.

Verurteilt wegen versuchten Mordes

Ihr Ex-Mann wurde wegen versuchten Mordes zu einer 14-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Zudem legte das Landgericht Hannover fest, dass er K. ein Schmerzensgeld zahlen und sein Auto überlassen muss.

Das Auto hat Kader K. mittlerweile bekommen. Auf Facebookschrieb sie: „Ich denke erst gar nicht daran, es mit einem Hammer zu zerstören! Stattdessen möchte ich es gerne verkaufen.“ K. will Geld für den Bau eines Waisenhauses in der Stadt Kobane im nordsyrischen Kurdengebiet sammeln – unter anderem durch den Verkauf des Wagens. Der wird allerdings ohne Anhängerkupplung versteigert, denn sie sei „Symbol der Tat“.

12.000 Euro sei das Auto wert, schrieb K. am 7. Januar auf Facebook, aber das höchste Gebot lag auch am Dienstagnachmittag erst bei 8.300 Euro. Und das, obwohl Kader K. sagt: „Der Wagen wird nun etwas Gutes tun.“

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