Mallorca will Einweg-Artikel verbieten: Brunnen statt Plastikflaschen

Die Balearen haben ein akutes Müllproblem. Nun verbannt die Regierung der Inselgruppe Plastikbecher, Trinkröhrchen und Kaffeekapseln.

Ein Eimer mit vielen langen Strohhalmen am Sandstrand

Viele Touristen gehen voran und teilen sich große Mehrwegeimer – wie hier am Strand Foto: dpa

MADRID taz | Die Balearischen Inseln sagen dem Plastik- und Aluminiummüll den Kampf an. Die rot-grüne Regierung des beliebten spanischen Urlaubs­paradieses hat ein neues Abfallgesetz vorgestellt, das ab 2020 eine ganze Reihe von Produkten auf der Inselgruppe rund um Mallorca verbieten wird. Es geht dabei um Wegwerf­artikel wie Einwegkapseln für Kaffee, Plastikgeschirr und -besteck, Trinkröhrchen, Trinkbecher, Einwegrasierer.

„Wir haben ein begrenztes Gebiet, das äußerst sensibel ist, was Umweltbelastungen angeht“, erklärt der für Müllbeseitigung zuständige Generaldirektor der Balearenregierung Sebastiá Sansó. „Jeden Tag tauchen neue Dinge auf dem Markt auf, ohne die wir bisher perfekt gelebt haben“, fügt er hinzu. Bis zur Einführung der Einwegkapseln habe alle Welt eine italienische Kaffeemaschine benutzt und damit keinen Müll erzeugt, nennt er ein anschauliches Beispiel.

Auf den Balearen leben rund 1,1 Millionen Menschen. Im Sommer sind es durch den Tourismus doppelt so viele. Insgesamt besuchen jährlich mehr als 13 Millionen Urlauber die Inselgruppe im westlichen Mittelmeer.

Das Müllproblem auf den Inseln ist dringend. 80 Prozent der Abfälle, die die Strände verunreinigen, sind aus Plastik. Mindestens die Hälfte davon sind Wegwerfartikel. Diese Abfälle gelangen ins Meer und werden dort von den Wellen zerkleinert. Als Mikroplastik schließlich kommen sie in den Ernährungskreislauf der Meerestiere und damit letztendlich auf den Mittagstisch. Plastikmüll, der nicht in der Landschaft landet, wird verbrannt.

Ab dem Jahr 2020 sollen auf den Balearen nur noch solche Wegwerfartikel erlaubt sein, die von den Herstellern und Vertreibern selbst wieder eingesammelt und recycelt werden. Ansonsten muss Material verwendet werden, das durch die Umwelt abbaubar ist. Kaffeekapseln, die sich kompostieren lassen, oder Wattestäbchen und Stängel für Lutscher aus Holz oder Pappe.

Damit weniger Wasser in Plastikflaschen verkauft wird, soll es mehr Brunnen geben

Doch damit nicht genug. Mallorca und die Nachbarinseln wollen bis 2030 rund 75 Prozent des Verpackungsmülls recyceln. Außerdem soll der Verkauf von Mineralwasser in Plastikflaschen so weit wie möglich eingeschränkt werden. Deshalb will die rot-grüne Regierung flächendeckend Trinkbrunnen an Stränden, auf Plätzen sowie in Schulen und Verwaltungen aufstellen. „Wir haben ein ganz klares Ziel“, erklärt Sansó. „Wir wollen das Konsumverhalten ändern.“

Derzeit läuft die Frist, Einsprüche und Veränderungen für das Gesetz einzureichen. In einem Monat dann wird es den Weg durchs Inselparlament antreten. Die Balearenregierung hofft, dass die konservative Regierung Spaniens in Madrid keinen Widerspruch gegen das Inselgesetz einlegt.

Sansó verweist unter anderem auf das Verbot von Wegwerfgeschirr und -besteck in Frankreich. Außerdem will die Europäische Union bis 2030 erreichen, dass aller Verpackungsmüll biologisch abbaubar ist oder recycelt wird. Das Müllgesetz der Balearen ist ein radikaler Schritt in diese Richtung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.