Personalrochaden in der CSU?: Gerücht und Dementi

Horst Seehofer kündigt personelle Konsequenzen in der CSU an. Kurz darauf gibt es die ersten Eilmeldungen, die umgehend dementiert werden.

Markus Söder und Horst Seehofer sprechen miteinander

Wer macht was? Söder und Seehofer Foto: reuters

MÜNCHEN taz | Schon um 11.46 Uhr verkündet Horst Seehofer die große Sensation: Seit gestern stehe er in intensivem Kontakt mit Markus Söder. Das klingt spannend, schließlich ist mit Blick auf den heutigen Tag keine Phrase häufiger bemüht worden als die des Showdowns. Des Showdowns zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer und seinem Finanzminister und Erzrivalen Söder wohlgemerkt. Der Vorraum des Saals ist vollgepackt. Kamerateams, Fotografen und Journalisten drängen sich, mancher Abgeordneter erreicht nur mit Mühe und Not den Sitzungssaal.

Seehofer steht vor dem Sitzungssaal der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, gibt sich gut gelaunt. Allein, dass er den Namen Söder so unbeschwert in den Mund nimmt, ist ungewohnt. Harmonie, Kameradschaft, Geschlossenheit, Miteinander – das sind auch die Vokabeln, die man von den anderen Abgeordneten auf ihrem Weg in den Sitzungssaal hört. Auch von den Ministern Söder, Joachim Herrmann und Ilse Aigner.

Zuletzt war es Aigner, die stellvertretende Ministerpräsidentin, die mit einem Verfahrensvorschlag den Zorn der Söderianer auf sich gezogen hatte: Man könne den Spitzenkandidaten doch in einer Mitgliederbefragung bestimmen. Doch heute fallen nur freundliche Worte.

Er habe seit seiner Rückkehr aus Berlin viele Gespräche geführt, sagt Seehofer, werde am Nachmittag noch weitere führen, sich dann um kurz vor 18 Uhr ein paar Minuten besinnen und mit einem Personalvorschlag in die Vorstandssitzung gehen. Seehofer spricht von einem „offenen Prozess“ und das tatsächlich noch nichts entschieden sei. Aber: „Heute Abend wird alles klar sein.“ Showdown eben.

„Eine typische Falschmeldung“

Oder eben doch nicht? Rund zwei Stunden dauert die Sitzung, währenddessen wabern die ersten Gerüchte durchs Maximilianeum: Die verfeindeten Lager hätten sich geeinigt, Seehofer bleibe Parteichef, Söder werde Ministerpräsident. Eines der Szenarien also, die in der schwierigen Gemengelage schon lange durchgespielt wurden – wenn auch immer mit einem Zusatz: Wie soll das gehen? Wie kann eine solche Konstellation bei der tiefen gegenseitigen Abneigung der beiden gut gehen? Über den Bayerischen Rundfunk findet das Gerücht seinen Weg in die Öffentlichkeit.

In der Fraktion gibt man sich empört. Man habe überhaupt nicht über Personen gesprochen. „Es handelt sich um eine typische Falschmeldung“, schimpft Fraktionschef Thomas Kreuzer und erzählt stattdessen, was Seehofer der Fraktion über die Sondierungsgespräche berichtet habe, und dass die SPD sich doch jetzt bitte ihrer Verantwortung bewusst werden und an den Verhandlungstisch kommen solle. Was die personelle Aufstellung für das Wahljahr 2018 angehe, habe Seehofer vorgeschlagen, in den nächsten Tagen noch weitere Gespräche zu führen und rechtzeitig vor dem Parteitag Mitte Dezember einen Vorschlag vorzulegen. Ein Vorschlag, der von allen Teilnehmern der Sitzung gutgeheißen worden sei. Eine abschließende Entscheidung werde es heute allerdings „mit Sicherheit“ nicht geben.

Sagt’s, geht und lässt ratlose Journalisten zurück. Sicher erscheint hier niemandem mehr etwas. Am Ende könnte es doch Christine Haderthauer sein, die im Gang die vertrauenswürdigste Aussage trifft. „Kommt ja dann doch immer alles anders, als man denkt“, sagt Seehofers frühere Staatskanzleichefin.

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