Bezahlen im Internet: Ka-Ching mit null Klicks

Der Mikro-Bezahldienst flattr stellt sich neu auf. Er will Bloggern, Medien und Kreativen zu Einkünften verhelfen und nebenbei mitverdienen.

Ein Helm auf einem Sims

Eine Paywall ist für viele keine Lösung – auch sie will flattr ansprechen Foto: dpa

Die Idee des 2010 gegründeten schwedischen Micropayment-Diensts flattr ist, Webinhalte finanziell zu unterstützen – abseits von Paywall und Co. Dazu legen NutzerInnen monatlich einen Geldbetrag fest. Seitenbetreiber haben die Möglichkeit, einen flattr-Button in ihre Seite zu integrieren, den NutzerInnen klicken können. Am Ende des Monats wird ihr Geld dann entsprechend der von ihnen vergebenen Anzahl an Klicks an die Webseiten ausgeschüttet.

Der Button wird nun abgeschafft, sagte flattr am Dienstag bei der Vorstellung seines neuen Konzepts. NutzerInnen bezahlen nun nicht mehr wie bisher per Klick, sondern im „zero click“-Verfahren. Dabei registriert eine Erweiterung für den Web-Browser die Benutzeraktivitäten und löst nach einer bestimmten Nutzungs- oder Lesdauer einen Bezahlvorgang aus, um einen Blogartikel oder eine Online-Zeitungsseite mit flattr zu honorieren.

Die neue Browser-Erweiterung registriert nun Verweildauer und die Bewegungen des Nutzers auf der Seite. Diese Daten werden lokal auf dem Computer des Benutzers gespeichert, übertragen werden nur die ausgelösten Bezahlvorgänge, maximal fünf pro Seite und Tag.

Die BenutzerInnen können Seiten „whitelisten“, die dann bei einem Besuch unabhängig vom flattr-Algorithmus autmatisch honoriert werden, oder „blacklisten“, falls sie einer Seite kein Geld zukommen lassen möchten. Die besuchten Seiten in Kategorien unterteilen, so daß man zum Beispiel den persönlichen 10 Lieblingsnachrichtenquellen monatlich einen festen Betrag zuordnen kann, ist leider nicht möglich.

Flattr behält 7,5% der Zahlungen

Auch, wenn das neue flattr-Konzept dem Nutzerverhalten weit mehr entgegenkommt als das der Paywalls, ist fraglich, ob die Medienportale ihre Paywalls dafür durchlässig machen werden. Denn flattr wurde im April 2017 von der deutschen eyeo GmbH übernommen, der auch der bekannte Werbe-Blocker „Adblock Plus“ gehört: Ihn benutzen viele, um auf Webseiten störende Werbung auszublenden. Adblock Plus geriet zuletzt wegen des Konzeptes der „akzeptablen Werbung“ in die Kritik der Medien. Den Betreibern wurde das Ausnutzen ihrer Marktmacht und gar Schutzgelderpressung vorgeworfen.

Laura Sophie Dornheim, die Pressebeauftragte der eyeo GmbH, sieht die Übernahme von flattr als „logische Ergänzung“ des Angebotes. Flattr soll eine Bezahlmöglichkeiten unter vielen bleiben und die beiden Produkte unabhängig voneinander vermarktet werden. Dornheim hofft zudem, daß viele alte Benutzer ihre flattr-Konten reaktivieren. Unter den bestehenden über eine Million Konten sind viele inaktive. Das Ziel von flattr ist, in den nächsten zwölf Monaten die Marke von 100.000 zahlenden Nutzern zu erreichen.

Übrigens: Flattr behält 7,5% der Zahlungen. Der Rest geht an die Anbieter der Inhalte. Dazu müssen Anbieter nicht mehr selbst zwangsläufig Geld über flattr ausschütten, wie in der Anfangszeit des Dienstes. Beides lässt sich nun getrennt voneinander betreiben.

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