Kommentar UN-Hilfen gegen Hungersnot: Die USA hinterlassen eine Lücke

Im Jemen herrscht eine große Hungerkrise. Wo aber bleiben die Staaten, die sonst so gerne die Welt anführen, wenn es um Hilfe geht?

Trump im Vordergrund, Xi Jinping im Hintergrund

Löst der eine den anderen ab? Der chinesische Präsident Xi Jinping (r.) mit US-Präsident Donald Trump Foto: ap

Es ist zum zynisch werden: Es ist 2017, in vier Ländern zugleich gibt es dramatische Hungerkrisen – und die Weltgemeinschaft bekommt einfach nicht genug Geld zusammen. An diesem Dienstag nun steht die nächste Geberkonferenz auf dem Programm.

In Genf muss der UN-Generalsekretär die Staaten um Geld für das Kriegsland Jemen anpumpen, in dem fast 19 Millionen Menschen dringend auf Hilfe angewiesen sind. Ja, anpumpen – es ist doch einigermaßen unwürdig, wie sehr die Staaten sich bitten lassen. Im Jemen werden nach UN-Angaben rund 2,1 Milliarden US-Dollar für die humanitäre Hilfe benötigt, eingegangen sind bisher dürftige 16 Prozent.

Wo bleiben da die Staaten, die sonst so gerne das Weltgeschehen mit beeinflussen wollen? Gemessen an der Führungsrolle, die etwa China sich in den vergangenen Jahren einzunehmen schickt, ist der Beitrag des Riesenreiches für die Hungerkrisen eher gering. Bei den Hilfszahlungen auf den UN-Aufruf für Jemen reichen Chinas rund 9 Millionen US-Dollar lange nicht aus, um auf die Geber-Spitzenplätze zu gelangen. Dabei hatte Präsident Xi Jinping erst im Januar auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos Chinas Anspruch auf Geltung in der Welt klargemacht.

Wo Donald Trumps USA auf Protektionismus setzen, hatte China sich offen gegeben. Doch müsste Xi Jinping auch klar sein: Eine Führungsrolle ist erstens nicht billig zu haben, und zweitens lässt sie sich nicht auf einzelne Felder wie Handel beschränken. Zudem müssen sich China wie auch die anderen Nationen daran gewöhnen, dass die Vereinigten Staaten in den Vereinten Nationen eine Lücke hinterlassen werden. Noch sind die USA in vielen Programmen der größte Geber.

Trumps Pläne für das Budget und die darin vorgesehenen Kürzungen lassen jedoch für die Zukunft arge Engpässe befürchten. In diese Bresche müssen die anderen Staaten nun springen. Selbstverständlich betrifft das auch die reichen Industrieländer. Aber gerade für das machtbewusste China ist das eine Gelegenheit, in die erste Reihe vorzutreten und seinen Ruf zu verbessern. Und wenn der Appell an Menschlichkeit zum Geldeintreiben schon nicht reicht, sollte es wenigstens das wirtschaftliche Argument richten: Früher helfen ist schlicht und einfach billiger.

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*1985, seit November 2017 Redakteurin für europäische und globale Politik im taz-Auslandsressort. Hat seit 2014 immer mal wieder für die taz gearbeitet, meistens für das Ressort Wirtschaft und Umwelt, und schreibt gern über die EU und über Entwicklungspolitik.

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