Kolumne Hosen runter: Goldene Zeiten

Wie schlimm wird die Präsidentschaft Donald Trumps? Und was tun? Eines hilft auf gar keinen Fall: Bigotterie.

Ein Mann mit heruntergelassener Hose pinkelt in den Schnee

Natursekt auf Eis Foto: photocase.de/sïanaïs

Donald Trump scheißt auf Frauen. Das hat er oft genug bewiesen. Dass er sie außerdem benutzt, um seinem Erzfeind ans Bein, ähm, ins Bett zu pinkeln, ist allerdings neu.

Glaubt man dem Dokument, das angeblich vom britischen Geheimdienst stammt und von Buzzfeed pünktlich zur ersten Pressekonferenz seit Trumps Wahlsieg veröffentlicht wurde, hat der designierte US-Präsident vor vier Jahren bei einem Besuch im Moskauer Ritz-Carlton ein paar russische Prostituierte bestellt und sie aufgefordert, in das Bett zu urinieren, in dem auch schon die Obamas geschlafen haben.

Es gibt viele Gründe, an der Echtheit des Dossiers zu zweifeln. Auch weil die Geschichte klingt, als hätte ein verkaterter Drehbuchautor keine bessere Idee gehabt, als eine Redewendung zu verfilmen: Piss off. Verpiss dich. Und dann erledigt Trump das noch nicht mal selbst, nein, der feine Herr lässt pinkeln. Und zwar Prostituierte. Aber, wie gesagt: alles Spekulationen.

Viel interessanter ist die Symbolik des Anpinkelns. Moment, da war doch was . . . ah! Wie gut, dass im Drehbuch bereits steht, was davon zu halten ist: Es sei eine „sexuelle Perversion“. Die Huffington Post textete in ihrer Überschrift dann auch gleich was von „perversen Porno-Vorwürfen“, natürlich ohne Anführungszeichen.

Pfui, Donald, du kleines Schweinchen. Schäm dich. Nur: Urophilie ist eine legale Sexpraktik. In Rheinland-Pfalz ist sie laut einer Nutzerstatistik des Amateurpornoportals mydirtyhobby.de sogar die beliebteste.

Pipi-Witze

Aber es ist halt einfach zu schön, Pipi-Witze zu machen: Über Trumps Haarfarbe (blond), über Trumps Hautfarbe (orange), und, einer geht noch: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Höhö. Der Hashtag #GoldenShowerGate auf Twitter liefert Stoff für eine ganze Regalwand voller Porno-DVDs à la „Schneeflittchen und die sieben Zwerge“.

Fürs Protokoll: Die Leute, die sich jetzt darüber amüsieren, sind die gleichen, die sich jeden Morgen unter der Dusche einpinkeln. Merkt ja keiner.

Mal angenommen, in dem Bericht stünde, dass Trump auf einige Prostituierte uriniert hätte. Was wäre passiert? Es hätte einen Aufschrei gegeben. Die Frau als Objekt, wieder mal. Aber so, mit Trump in der Rolle des vermeintlich Gedemütigten – ganz egal ob es ihn selbst oder das Bett betrifft –, vergessen seine Gegner gern, dass sie normalerweise tolerant und sexuell aufgeschlossen sind. In dieser Diskussion geht es um Abwertung und Demütigung.

Dass bei Pinkelspielchen genau wie bei BDSM in der Regel in beiderseitigem Einverständnis gehandelt wird und sie demnach genau das sind, was auch im Wort steckt, nämlich Spiele, bedeutet eben noch lange nicht, dass die Personen auch im Alltag die gleichen Machtstrukturen ausleben. Ich dachte, wir wären weiter.

Wer angeblich auch eine Präferenz für Natursekt hatte, war übrigens Adolf Hitler. Und zwar als passiver Part. Zumindest behauptete das sein damaliger Kampfgefährte Otto Strasser.

Merke: Auch wer auf Pipi steht, kann es politisch verkacken. Vielleicht konzentrieren wir uns jetzt wieder darauf.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1984, Redakteurin der taz am wochenende. Bücher: „Rattatatam, mein Herz – Vom Leben mit der Angst“ (2018, KiWi). „Theo weiß, was er will“ (2016, Carlsen). „Müslimädchen – Mein Trauma vom gesunden Leben“ (2013, Lübbe).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.