Bürgerschaft unterstützt taz-Kampagne

“Arisierungs“- mahnmal

Die taz-Kampagne „4qm Wahrheit“ nahm am Dienstag eine entscheidende Hürde: Die Bremische Bürgerschaft beschloss den Bau eines „Arisierungs“-Mahnmals. Es soll an die besondere Rolle Bremens bei der Logistik der „Verwertung“ jüdischen Eigentums erinnern.

Anlass der taz-Kampagne waren die opulenten Feiern des Unternehmens Kühne+Nagel zum 125. Gründungsjubiläum am Stammsitz Bremen. Die NS-Geschäfte blieben dabei komplett ausgeblendet. Auf Nachfrage der taz erklärte das Unternehmen, seiner Rolle im „Dritten Reich“ habe es „an Relevanz gemangelt“.

Tatsächlich spielte die Spedition Kühne+Nagel jedoch eine maßgebliche Rolle in dem als „kriegswichtig“ eingestuften Bemühen, das Eigentum der deportierten jüdischen Bevölkerung Westeuropas der „Verwertung“ zuzuführen. Nach intensiven Aufklärungsbemühungen seitens der taz ist nun klar, dass derartige Geschichtsverdrehungen nicht mehr toleriert werden.

Alle Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft brachten Mahnmal-Anträge ein. Mit nur fünf Gegenstimmen, bei Enthaltung der CDU, beschloss die Bürgerschaft den von den Grünen initiierten Antrag: Er bezieht sich auf die Mahnmal-Ausschreibung der taz und fordert die zuständigen Fachgremien auf, bei allen weiteren Konkretisierungen „insbesondere auch einen Standort im Umfeld des Neubaus der Firma Kühne+Nagel einzubeziehen“.

Die verwahrt sich gegen eine räumliche Nähe zum Firmensitz und „die Herstellung eines direkten Zusammenhangs mit unserem Unternehmen“. Im Parlament versicherte Bürgermeister Carsten Sieling (SPD): „Wir werden dafür sorgen, dass dieses Mahnmal errichtet wird.“ Es soll nicht nur an Bremer Firmen, sondern ebenso an die Rolle der Behörden und den Profit zahlreicher Privatpersonen erinnern, die sich bei den „Juden-Auktionen“ bereicherten. hb