TV-Duell Clinton gegen Trump: Die erste Runde im Ring

Die TV-Debatte zur US-Präsidentschaftswahl steht an: Clinton übt mit Trump-Doubles, Trump übt sich in Provokationen.

ein zweigeteiltes Foto zeigt Trump und Clinton

Clinton und Trump diskutieren am frühen Dienstagmorgen (3 Uhr MEZ) Foto: ap

NEW YORK taz | Es wird spannend. Am Dienstag um drei Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit treffen Hillary Clinton und Donald Trump zu ihrer ersten TV-Debatte aufeinander. Sie ist eine der erfahrensten und der am besten vorbereiteten Personen, die je US-Präsident werden wollte. Er ist der unberechenbarste Bewerber und hat in Reality-Shows und Kasino- und Immobiliengeschäften jahrzehntelang Tiefschläge geübt.

Angesichts dieser ungleichen Voraussetzungen richten sich die Hoffnungen jener, die an einer ernsthaften Debatte interessiert sind, auf den Moderator. Lester Holt von NBC soll in 90 Minuten all das wettmachen, was in eineinhalb Jahren falsch gelaufen ist: Er soll dafür sorgen, dass die beiden auf die Themen eingehen, er soll verhindern, dass sie die Unwahrheit sagen, und er soll persönliche Angriffe stoppen.

Auf dem Programm der ersten von insgesamt drei TV-Duellen stehen die Themenfelder „Amerikas Richtung“, „Wohlstand“ und „Sicherheit“. Das sind weite Felder, aus denen sich fast jedes beliebige Thema herausholen lässt. Die LeserInnen der linken Wochenzeitung The Nation möchten, dass die beiden KandidatInnen über Klimawandel, die zunehmende ökonomische Ungleichheit, die Militarisierung der Außenpolitik und Atombomben diskutieren. Das Wall Street Journal schlägt solche Themen wie die Dakota Pipeline und Unternehmenssteuern, aber auch „Drohnen“ sowie „Snowden“ vor.

Trump hat bereits im Vorfeld klargemacht, dass er sich nicht „übervorbereiten“ will, und seine Kampagnenauftritte ununterbrochen fortgesetzt. Als deutlichen Hinweis, dass er Tiefschläge erwägt, hat er am Samstag angekündigt, dass er Gennifer Flowers als seinen Gast in die erste Reihe in dem Auditorium der Hofstra-Universität in New York einladen wird, wo die Debatte stattfindet. Flowers hat schon im ersten Wahlkampf von Bill Clinton im Winter 1992/93 eine Rolle gespielt, als sie einer Zeitung Enthüllungen über ihr Verhältnis mit Clinton verkaufte und kurz danach Tonbandmitschnitte nachlieferte. Dieses Mal soll sie Hillary Clinton mit der Erinnerung an ihren untreuen Gatten destabilisieren. Und obwohl Trump ihren Vornamen im ersten Anlauf falsch schrieb, antwortete Flowers umgehend, dass sie zum Kommen bereit sei.

Clinton kann mit Bullys umgehen

Clinton ihrerseits hat ihren Kampagnenrythmus verlangsamt, um sich auf die Debatte vorzubereiten. Dabei hat sie verschiedene Männer die Rolle Trumps spielen lassen. Dass sie mit Bullys wie ihm umgehen und daraus sogar politischen Nutzen ziehen kann, hat sie schon vielfach unter Beweis gestellt – etwa als sie ihrem ersten Wahlkampf als Senatorin für New York ihren republikanischen Gegenspieler in die Sexismusfalle laufen ließ. Rick Lazio wollte, dass sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichnete, er verließ sein Pult, um zu ihrem zu gehen, und schwenkte den Text der Erklärung in der Luft vor Clinton. Viele unentschiedene Wähler, insbesondere Frauen, werteten diese Geste als invasiv und entzogen Lazio ihre Unterstützung.

Auch dieses Mal sind Frauen – speziell konservative, die gewöhnlich republikanisch wählen, aber Trumps sexistische Ausfälle mit Skepsis sehen – wieder eine der meistumworbenen Gruppen.

Moderator Holt ist in diesem Jahr von der „Vereinigung schwarzer Journalisten“ zum „Journalisten des Jahres ausgewählt worden. Trump, der auch bei seinen Meetings immer wieder vom Pult gegen angeblich linke Journalisten hetzt, hat Holt schon im Vorfeld als „Demokraten“ bezeichnet. Das stimmt genauso wenig wie viele andere Dinge, die Trump behauptet. Holt ist eingetragener Republikaner.

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