Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern: Der enttäuschte Parteisoldat

Immer wieder trat Konrad Döring für die Linkspartei an und verlor. Inzwischen ist er auf dem letzten Listenplatz – und geht der Presse aus dem Weg.

Der Kreidefelsen von Rügen

Auch die Kreidefelsen verschwinden mit der Zeit Foto: dpa

STRALSUND taz | Konrad Döring ist verschwunden. Auf der Homepage der Linken in Mecklenburg-Vorpommern ist sein Name zwar noch als 29. und damit letzter der Landesliste verzeichnet, doch Bild und Lebenslauf – wie bei den übrigen Kandidaten – fehlen. Auch sonst findet sich im Netz nicht viel. Ein kurzer Wikipedia-Eintrag, eine Hand voll alter Onlineartikel, eine Antwort bei Abgeordnetenwatch von 2006.

Ein Sprecher der Linken erklärt, dass er seit der Wahl der Landesliste im Januar nicht mehr auf Anrufe und Mails reagiere. Für die taz-Serie „Die Letzten der Liste“ stehe Döring nicht zur Verfügung, sagt der Sprecher noch und legt auf. Es scheint fast, als ob er erleichtert sei, dass es Döring – angesichts schwacher Umfragen – nicht in den Landtag schaffen kann.

Dörings Verschwinden ist umso bemerkenswerter, als er früher die Öffentlichkeit nicht scheute. 2002 kandidierte er für die PDS in der Gemeinde Binz auf Rügen bei der Bürgermeisterwahl und verlor erst in der Stichwahl. Im selben Jahr scheiterte Döring als Direktkandidat im Wahlkreis Rügen II. 2005 schaffte Döring dann doch noch den Sprung in den Schweriner Landtag – als Nachrücker für die ehemalige Sozialministerin Martina Bunge, die in den Bundestag einzog. Ein Erbe, das er nur knapp zwei Jahre verwaltete, denn bereits bei der Landtagswahl 2006 verlor er erneut den Wahlkreis Rügen II gegen die übermächtige CDU.

Dass Döring erfolglos blieb, hängt auch mit der Schwäche seiner Partei zusammen. Nach aktuellen Umfragen liegt die Partei mit derzeit 16 Prozent unter ihrer angestrebten 20-Prozent-Marke. Selbst von der aktuellen Schwäche der SPD profitiert die Linke nicht. Ihre Klientel der sozial Schwachen verabschiedet sich nach rechts. Würde heute gewählt, läge die AfD vor der Linken. Es drohen fünf weitere Jahre in der Opposition.

Zur Sprechstunde der Linkspartei tröpfeln lediglich drei alte SEDler ein

Spürbar ist der Negativtrend bereits in Stralsund, wo die Kreisverbandsstelle der Linke für Rügen liegt. Klein und unscheinbar liegt das Büro inmitten einer Plattensiedlung in den Außenbezirken Stralsunds. Zur öffentlichen Sprechstunde tröpfeln lediglich drei Genossen ein – allesamt ergraute SED-Kader. „Früher hatten wir mal allein in Stralsund 6.000 Mitglieder“, erinnert sich einer. Jetzt seien es im gesamten Kreis gerade noch 500. Auch ansonsten gehe vieles den Bach runter: „Die Werften sind weg, die Bundeswehr hat sich marginalisiert, und überall stehen Häuser leer“, beklagt ein anderer Altgenosse. Da müsse die Politik wieder näher am Bürger sein und auch die sozial Schwachen unterstützen, findet er.

An Konrad Döring kann sich hier niemand erinnern – trotz seines jahrelangen Engagements für die Partei. Immerhin findet sich eine Telefonnummer seines Arbeitgebers. Nach mehreren Weiterleitungen geht Döring tatsächlich ans Telefon. Er sei enttäuscht von seiner Partei und wolle lieber nicht mit der Presse sprechen, sagt er und legt wieder auf. Verschwunden ist er also doch nicht so ganz. Nur abgetaucht – wie die Linke.

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