Verbraucherschützer zu Fernwärme: Markt öffnen, Preise regulieren

Das Monopol der Anbieter muss gebrochen werden, ist die Forderung. Die Preisgestaltung sei undurchsichtig, ein Anbieterwechsel unmöglich.

Aus zwei Kühltürmen eines Kraftwerks quillt Dampf, davor steht ein Haus

Das Kraftwerk Lippendorf in Sachsen versorgt per Fernwärmeleitung die Stadt Leipzig. Foto: dpa

BERLIN taz Jeder siebte Haushalt heizt mit Fernwärme, doch die meisten der Kunden zahlen nach Ansicht von Verbraucherschützern zu viel dafür. Daher fordern der Bundesverband der Verbraucherzentrale, der Bundesverband Neue Energien und der Deutsche Mieterbund, den Markt für Fernwärme wie bei Strom und Gas zu öffnen und die Preise zu regulieren.

„Im Hinblick auf Verbraucherrechte hinkt der Fernwärmemarkt stark hinterher“, sagte Verbraucherzentralen-Chef Klaus Müller am Mittwoch in Berlin. Bei den Anbietern handle es sich um Monopolunternehmen, die von der Erzeugung über den Netzbetrieb bis hin zur Kundenbetreuung alles in einer Hand hätten.

Dadurch konnten die Preise auf dem Fernwärmemarkt in den letzten Jahren stärker steigen als in anderen Energiebereichen. Vor allem der Grundpreis gehe in die Höhe, sodass einzelne Haushalte mit geringem Verbrauch sehr stark im Nachteil seien, sagte Müller.

Wie die Preise zustande kommen, sei oftmals völlig undurchsichtig. Ein Anbieterwechsel ist aufgrund der Monopolstellung auch nicht möglich. „Der klassische Rat ‚Wechselt doch einfach‘ geht hier ins Leere“, sagte Müller. Deshalb müsse der Markt für andere Wärmelieferanten geöffnet werden. Diese könnten ihre Energie durch Zuleitungen zuführen. Die Infrastruktur, die in Form der verlegten Rohre bereits vorhanden ist, muss weiterhin vom selben Unternehmen betreut werden.

In kleineren Fernwärmemärkten, in denen kein Wettbewerb entstehen könne, geht es laut Müller hauptsächlich darum, die Preise durch die Bundesnetzagentur zu regulieren, um Verbraucher vor starken Preiserhöhungen zu schützen.

Robert Bosch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energien, hinterfragte zudem das umweltfreundliche Image der Fernwärme. „Jeder Stromanbieter muss detailliert angeben, wie sich sein Strom zusammensetzt, bei Fernwärme weiß man hingegen gar nichts“, sagte Bosch. In Fernwärme-Kraftwerken würden hauptsächlich fossile Brennstoffe genutzt. Es gibt jedoch bereits Ideen, wie erneuerbare Energien in das Fernwärmenetz eingeführt werden könnten, etwa indem überschüssiger Windstrom in Wärme verwandelt wird.

Zusätzlich gebe es auch zahlreiche Unternehmen, gerade in der chemischen Branche, deren Abfallwärme noch ungenutzt verfällt. Solange keine politischen Strukturen existieren, die den Wettbewerb regulieren, wollen sich aber auch diese Unternehmen nicht an dem Markt beteiligen.

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