Transit-Flüchtlinge in Flensburg: Land unter im Bahnhofsklo

Seit Schweden seine Grenzen kontrolliert, kommen weniger Transit-Flüchtlinge. Doch an Schleswig-Holsteins Bahnhöfen bleibt es eng.

Flüchtlinge gehen am Flensburger Bahnhof unter einem Transparent "Refugees Welcome" hindurch.

Willkommen, aber prekär versorgt: Flüchtlinge am Flensburger Bahnhof. Foto: Carsten Rehder/dpa

KIEL taz | Seit Schweden nur noch die Flüchtlinge einreisen lässt, die einen Pass vorweisen können, ist die Zahl der Transit-Flüchtlinge in Schleswig-Holstein gesunken. So wollten in den vergangenen Tagen täglich etwa 300 bis 400 Flüchtlinge über Flensburg oder die schleswig-holsteinischen Fährhäfen nach Norden weiterreisen, sagte Innenminister Stefan Studt (SPD) beim Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung in Kiel. Bevor die Grenzkontrollen wieder eingeführt wurden, seien oft 1.000 Flüchtlinge durchgereist. Für die ehrenamtlichen Helfer, die sich in den Transit-Orten Lübeck, Kiel und Flensburg um Flüchtlinge kümmern, bleibt die Belastung hoch.

So schlagen sich Helfer, Flüchtlinge und andere Reisende in Flensburg mit einem konkreten Problem herum: Hier stellt die Bahn – eine bundesweite Ausnahme – den Flüchtlingen die Wartehalle sowie einen großen Teil der Bahnhofsgebäude zur Verfügung. Doch die Toiletten reichen nicht aus.

Trotz erhöhter Putz-Frequenz sei der Zustand „allein schon aus hygienischen Gründen ein Unding und unzumutbar“, sagte Simone Lange, SPD-Landtagsabgeordnete und Helferin bei „Refugees Welcome“, dem Flensburger Tageblatt. Die Initiative fordert seit Wochen, die Bahn möge mobile Toiletten aufstellen. Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis sagte der Zeitung, es seien leider keine Miet-Klos zu bekommen.

Ein Anruf bei einer Flensburger Verleihfirma zeigt ein anderes Bild: „Selbstverständlich haben wir Toiletten und könnten sie jederzeit aufstellen“, hieß es dort im Gespräch mit der taz. Die Bahn nahm zu diesem Widerspruch keine Stellung.

Flensburger Miet-Klo-Verleihfirma

„Wir haben Toiletten und könnten sie jederzeit aufstellen„

Laut Langes Berechnung hat die Bahn rund 2,5 Millionen Euro an den Tickets der Transit-Flüchtlinge verdient. Ein Miet-Klo kostet inklusive Reinigung pro Woche 17,50 Euro.

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