Facebook startet „Free Basics“ in Indien: Ausgewählter Netzzugang

Mit seinem Projekt will Facebook einer Milliarde Indern einen Internetzugang schenken. Unproblematisch ist das nicht, so die Kritiker.

Eine dunkle Hand vor einem grünleuchtenden Internet-Knotenpunkt aus dem zahlreiche Kabel heraus ragen.

Aktivisten sehen die Netzneutralität bedroht und werfen Facebook Internetimperialismus vor. Foto: dpa

BERLIN taz | Facebook macht Internet in Indien für mehr als eine Milliarde Menschen verfügbar. Das vermeldete Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Anfang der Woche in einem Facebook-Post. Demnach stehe die Plattform Free Basics (vormals internet.org) ab sofort den Bewohnern des Schwellenlandes als App für das Smartphone zur Verfügung.

Nur knapp ein Drittel der circa 1.3 Milliarden Menschen des Subkontinents hätten bisher einen Internetzugang, so Zuckerberg. Bislang war die Initiative nur in sechs von 29 indischen Bundesstaaten verfügbar, schreibt die Hindustian Times. Mit seiner kostenfreien Alternative will Facebook nun aber mehr als eine Milliarde Menschen in Indien erreichen. Für das Unternehmen stellt das asiatische Land mit seinen etwa 130 Millionen Facebook-Nutzern einen der wichtigsten Märkte weltweit dar.

Einen Haken hat das „Wohltätigkeitsprojekt“ jedoch: Um den Dienst zu nutzen brauchen User eine Sim-Karte des größten Telekommunikationsanbieters Indiens, Reliance Communications. Zu den Angeboten der App gehören unter anderem, neben Facebook, auch Wikipedia, das Nachrichtenportal BBC, ein Wörterbuch und ein Tageshoroskop.

Schon im April diesen Jahres hatte die Einführung von Free Basics zu weitreichenden Online-Protesten geführt. Die Plattform verstoße gegen den Gedanken der Netzneutralität, so die Kritiker. Das Unternehmen würde durch die Angebots-Auswahl die Wettbewerbschancen anderer Internetdienste mindern. Facebook erschaffe dadurch sein „eigens (geschlossenes) Ökosystem zum Kommunizieren und Konsumieren“, schrieb etwa netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl.

Gegner des Projekts werfen Facebook außerdem vor, mit ausgewählten Partnern Geschäfte auf Kosten der Ärmsten machen zu wollen.

Zwar reagierte Facebook mittlerweile auf die Vorwürfe indischer Netzaktivisten bezüglich der Netzneutralität und öffnete zudem seine Schranken auch für weitere Unternehmen. Doch die Netzaktivisten sehen auch ein weiteres Problem in Sachen Sicherheit und Verschlüsselung von Daten. So laufe der gesamte Datenverkehr über Rechner von Facebook, kritisierten etwa zwei Autoren der Electronic Frontier Foundation (EFF), einer Nichtregierungsorganisation, die sich für Grundrechte im Internet einsetzt. Viele Billig-Handys könnten diese Anfragen nicht verschlüsseln, so dass Behörden die Daten mitlesen könnten.

Auch würde sich durch die Monopolstellung Facebooks die Möglichkeit zur Zensierung des Internets ergeben, befürchten die Bürgerrechtler. Regierungen könnten etwa Druck auf den Konzern ausüben, um Inhalte sperren oder drosseln zu lassen. Auch sehen sie das Angebot des amerikanischen Unternehmens im Sinne der Netzneutralität kritisch, da Facebook künftig Werberelevante Inhalte im eigenen Interesse fördern könnte, um daraus Profit zu schlagen.

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