Überwachung in China: Die 387.000 Augen von Peking

In Peking wird offiziellen Angaben zufolge inzwischen jeder Straßenzug videoüberwacht. Die Kameras sollen Kriminelle abschrecken.

Zwei Kameras sind zu sehen. Dahinter ein Portrait von Mao Zedong

Diese Kameras sind schon etwas älter. 2009 überwachten sie Pekings Tian’anmen-Platz. Foto: dpa

PEKING taz | In Deutschland wird über das Für und Wider von Überwachungskameras noch heftig gestritten. In China werden die Bürger gar nicht erst gefragt. Die Innenbehörde der Stadt Peking hat stolz verkündet, dass seit dem 1. Oktober die 20-Millionen-Stadt lückenlos mit Kameras überwacht werden könne. „Pekings Polizei hat in jedem Winkel der Stadt ein Videoüberwachungssystem installiert“, schreibt die Nachrichtenagentur Xinhua.

In 362 Polizeistationen von 16 Bezirken könne das gesammelte Videomaterial ausgewertet werden. Insgesamt habe die Stadt seit 2005 mehr als 387.000 Überwachungskameras im gesamten Stadtgebiet installiert. Allein in den vergangenen zwei Jahren sind Medienberichten zufolge rund 100.000 Kameras hinzugekommen. Nicht mit eingerechnet sind die vielen mobilen Kameras, die an Bussen, in U-Bahnen, an Zügen und anderen öffentlichen Fahrzeugen befestigt seien. Nur in London sei die Dichte an Überwachungskameras noch größer.

Unter dem Namen „Project Sky Eye“ verfolgt die Stadtregierung das Ziel, das gesamte Stadtgebiet komplett überwachen zu können. Begründet wird dies wie in anderen Städten auch mit Kriminalitätsbekämpfung. Kameras würden Kriminelle abschrecken.

Auch bei der Aufklärung seien die vielen Kameras von Nutzen. Xinhua listet auf, dass Pekings Polizei seit Jahresbeginn 1.500 mehr Fälle gelöst habe als im Vorjahr, ein Plus von 22 Prozent. Bis 2020 soll das Programm auf alle Großstädte Chinas ausgeweitet werden.

Wer soll das alles auswerten?

Die chinesische Führung hat bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, mit denen sie die öffentliche Sicherheit verbessern will. Geplant ist auch ein Antiterrorgesetz. 2014 wurde China durch eine Reihe von Anschlägen erschüttert. Diese schreibt die Regierung uigurischen Separatisten in der Westprovinz Xinjiang zu.

Doch wie in vielen Städten, die auf großflächige Kameraüberwachung setzen, ist auch in Peking nicht geklärt, wer das ganze Material auswerten soll. Die Hunderttausenden Kameras laufen zwar mit. Aber in der Regel sind die Daten nur dann von Nutzen, wenn schon etwas vorgefallen war. Dass Sicherheitskräfte wirklich immer auf die Monitore schauen, um eventuelle Anschläge zu verhindern, ist wenig wahrscheinlich.

Speziell Peking hat ein weiteres Problem: An vielen Tagen ist der Smog in der Stadt so dicht, dass auf den Monitoren nur wenig zu erkennen ist. Geräte, mit denen sich durch Smog sehen lässt, sind noch nicht erfunden.

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