Kaffee zum Keks

Leibniz-LUG

Die Hannoversche Kaffeemanufaktur und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek stellen am Mittwoch eine neue Kaffeesorte vor: den „Leibniz-Kaffee“. Was ist daran verkehrt? Alles.

Zwar lebte Leibniz als Frühaufklärer auch in der Frühzeit der Kaffee-Verbreitung in Europa. Er selbst jedoch war nicht im Geringsten auf die Wachmach-Droge angewiesen. „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle“, äußerte er einmal, „dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“ Mit anderen Worten: Wer das binäre Zahlensystem erfindet, unter vielem anderen, ist kein Kandidat für Kaffee-Etiketten. Sein Konterfei würde, wenn schon, eher als Bildschirmschoner in Frage kommen.

Schlimm genug, dass es schon den Keks gibt. Mit dem wird der Philosoph mittlerweile seinerseits gern verwechselt, wobei er sich das auch ein bisschen selbst zuzuschreiben hat: Auf der Suche nach tauglicher Verpflegung für Soldaten – die es in der „besten aller möglichen Welten“ ja nun wirklich nicht geben müsste – entwickelte der Universalgelehrte den Zwieback, dem die Bahlsenkekse an Trockenheit ja in nichts nachstehen. Daher der Name Leibniz-Keks. Bereits 1898 hieß es ebenso universal, nämlich auch mit Blick auf die zivilen Absatzmärkte : „Was ißt die Menschheit unterwegs? Na selbstverständlich Leibniz Cakes!“ Was die des Englischen nicht mächtige Bevölkerung allerdings als Ka-kes aussprachen.

Zurück zum Kaffee: Die geschmacklose Initiative aus Hannover könnte sich allenfalls auf eine eher unbekannte Facette von Leibniz’Aktivitäten als Diplomat beziehen: 1672 reiste er nach Paris, um dem „Sonnenkönig“ einen Plan für einen kreuzzugsähnlichen Eroberungsfeldzug gegen Ägypten zu unterbreiten –inklusive Kairo natürlich, der ersten Kaffeehauptstadt der Welt! Leibniz wollte Ludwig damit von den geplanten Eroberungskriegen in Europa abbringen. Aber: Der König lehnte diesen Plan ab, der über einhundert Jahre später von Napoléon Bonaparte umgesetzt wurde.

Was lernen wir daraus? „Ist der Keks auch noch so trocken, man soll ihn nicht in Kaffee brocken“. Wer Leibniz nun auch noch zum Kaffee-Onkel macht, reduziert ihn vollends auf seine bellizistischen Anteile. HB