Nabu veröffentlicht Jahresbericht: Artenvielfalt in der Dauerkrise

Der Naturschutzbund fordert ein Umsteuern zu mehr Naturschutz in der Landwirtschaft und zu einer naturverträglichen Energiewende.

Ein Storch fliegt vor blauem Himmel.

Wenn Vögel oder Fledermäuse kommen, sollen Windräder auch mal abgestellt werden, fordert Nabu-Präsident Tschimpke. Foto: ap

BERLIN taz | Um die Artenvielfalt steht es schlecht in Deutschland und der EU. „Trotz der Begeisterung vieler Menschen für die Umwelt befindet sich die biologische Vielfalt in der Dauerkrise“, erklärte der Präsident des Naturschutzbundes Olaf Tschimpke bei der Vorstellung des Nabu-Jahresberichts in Berlin.

Jede dritte in Deutschland untersuchte Art sei gefährdet, erklärte Tschimpke und verwies auf den Artenschutzbericht des Bundesamtes für Naturschutz. Europaweit sehe es nicht anders aus: Innerhalb der EU gelten 77 Prozent der Ökosysteme als geschädigt.

Vor allem die Arten der Agrarlandschaft sind laut Nabu gefährdet: Bestandsgrößen mehrerer Vogelarten wie Kiebitz und Feldlerche lägen bei nur 50 Prozent der Werte, die für 2015 angestrebt wurden. Tschimpke fordert deshalb ein Umsteuern zu mehr Naturschutz in der Landwirtschaft. „Die EU-Agrarpolitik trägt immer noch maßgeblich zum Artenverlust bei“, sagte er. Auch Landwirte und Waldbesitzer müssten ihre Verweigerungshaltung im Bereich des Naturschutzes beenden.

Die von EU-Kommissionspräsident Juncker angekündigten Änderungen der EU-Naturschutzrichtlinien stoßen beim Nabu auf Widerstand: „Wir brauchen keine Neuverhandlung, die in einer massiven Schwächung des Arten- und Naturschutzrechts enden könnte, sondern endlich die konsequente Umsetzung des EU-Naturschutzrechts“, betonte Tschimpke.

Mitgliederzahlen steigen weiter an

Bei der Energiepolitik fordert der Naturschutzbund eine naturverträgliche Energiewende. Beim Bau von Windparkanlagen müsse deshalb auf Vögel und Fledermäusen Rücksicht genommen werden. So sollten Windräder zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden, um Vogelschlag so weit wie möglich zu vermeiden.

Insgesamt bleibe die Energie- und Klimapolitik der großen Koalition hinter den Erwartungen zurück, auch im Hinblick auf das globale Klimaschutzabkommen, das im Dezember in Paris verhandelt wird. „Der Schlüsselfaktor für eine naturverträgliche Energiewende, die Energieeffizienz, wurde bislang sträflich vernachlässigt“, so Tschimpke.

Der Nabu ist im vergangenen Jahr gewachsen. Die Zahl der Mitglieder und Förderer stieg auf 560.000, außerdem konnten die Einnahmen um acht Prozent auf 34,9 Millionen Euro gesteigert werden.

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