Konkurrenz für YouTube: US-Konzerne starten Videoportal Hulu

Das lange angekündigte Filmangebot "Hulu" ist in einer Testversion online. Kinofilme wie "Sideways" und "The Simpsons" gibt es gratis - vorerst nur für US-Nutzer.

TV-Sender im Internet: Hulu-Homepage Bild: dpa

Die bereits seit März angekündigte neue Video-Plattform "Hulu" ist am Montag in Form einer "Private Beta"-Version gestartet. Ausgewählte Nutzer können sie bereits testen, ein großer Teil der Öffentlichkeit allerdings noch nicht. Das Angebot ist ein Joint Venture der US-Medienriesen NBC Universal und News Corporation/Fox und darüber hinaus mit Mitteln von Private-Equity-Investoren in Höhe von bis zu 100 Millionen Dollar ausgestattet. Die Betreiber setzen so große Hoffnungen in die neue Plattform, dass Mitbegründer NBC bereits alle seine Videos von YouTube zurückgezogen hat - unter der expliziten Erklärung, man wolle die Nutzer zu Hulu ziehen.

Die großen amerikanischen Unterhaltungskonzerne versuchen seit Jahren, eigene Videoangebote im Internet zu platzieren. Ein wirklich großer Erfolg war ihnen allerdings noch nicht beschieden - weder mit kostenpflichtigen Download-Diensten noch mit Plattformen, bei denen man gegen Betrachtung von Werbung kostenlos TV-Sendungen ansehen konnte. Stattdessen feierten unabhängige Portale wie der inzwischen zu Google gehörende Dienst YouTube Nutzerrekorde - und das auch mit Material großer Inhalteanbieter, das Nutzer widerrechtlich hochgeladen hatten, was den Konzernen natürlich gleich doppelt missfiel.

Dass, was man bereits von Hulu sehen kann, wirkt zunächst durchaus interessant. Der Ansatz entspricht dem eines TV-Senders: Alle enthaltenen Fernsehserien und Kinofilme werden kostenlos gezeigt. Allerdings muss man sich Werbeunterbrechungen gefallen lassen, die man auch nicht vorspulen kann - eine im "On Demand"-gewohnten Internet eher wenig akzeptierte Einschränkung. Die Darstellung der Videos erfolgt entweder auf der Website von Hulu selbst, dazu wird das auch von YouTube bekannte Flash-Format verwendet. Ebenfalls möglich ist aber auch die Einbindung in die eigene Website, wie man dies ebenfalls von YouTube kennt - ein Homepage-Betreiber kann also beispielsweise eine Episode in sein Weblog stellen. Dazu gibt Hulu einen passenden Code mit - schon jetzt können Betatester so einzelne Inhalte des Portals ins Netz bringen. Ebenfalls sollen Filme und Serien über Portale wie AOL, MSN und MySpace vertrieben werden.

Die Auswahl an Inhalten soll beim offiziellen Start groß sein - aktuell sind allerdings nur einige ältere Kinofilme wie "Sideways", "Lost in Space" sowie Episoden von "Prison Break", "House MD" und "The Simpsons" online. Auf der Hulu-Start-Seite wird aber noch ein deutlich breiteres Angebot angekündigt - darunter "My Name Is Earl", "Family Guy", "24", "Monk", "The Office" oder "Heroes". Klassische TV-Serien wie "Miami Vice" oder "A-Team" sollen das Angebot später ergänzen - bis zu 90 verschiedene TV-Shows will man insgesamt zeigen. Auf längere Sicht sei möglich, dass NBC und News Corporation große Teile ihres Bestandes online stellen würden, hieß es am Montag aus Analystenkreisen. "Unser Ansatz besteht daran, eine hohe Qualität anzubieten", sagte Firmenchef Jason Kilar. Refinanzieren soll sich der Dienst über die bereits erwähnte Werbung.

Zu sehen bekommt man das alles allerdings nur, wenn man sich tatsächlich in den USA aufhält oder zumindest eine amerikanische Internet-Ausgangsadresse (IP) besitzt. In allen anderen Regionen der Welt zeigt Hulu nämlich nur an, dass das Angebot "in diesem Land nicht verfügbar" ist. Mit diesem Trend schließt man sich den US-TV-Sendern an, die ihre kostenlosen Videoangebote ebenfalls nur US-Bürgern zur Verfügung stellen. Der Trick dabei nennt sich "Geotargeting": Anhand der IP-Adresse des Nutzers wird dieser im In- oder Ausland verortet. Der Vorteil für Hulu & Co.: Sie müssen nur Rechte für die USA einkaufen.

Die Nutzer dürften das allerdings nicht lange dulden: Im offiziellen Weblog von Hulu sammelte sich zum Start der "Private Beta" viel Kritik. Insbesondere wer Inhalte des Portals in sein eigenes Blog einbindet, wolle doch, dass diese auch allen Nutzern zugänglich seien, hieß es unter anderem. Hulu äußerte sich zu der Kritik zunächst nicht. Wann das Portal für alle Nutzer offen sein wird, steht bislang noch nicht fest.

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