Alnatura konnte expandieren: Biowachstum ohne Discounter

Das Naturkost-Unternehmen Alnatura eröffnete 2007 acht neue Filialen. Der Inhaber setzt auf regionale Produkte - von einer Zusammenarbeit mit Discountern will er nichts wissen.

Alnatura setzt auf ""authentische, nicht anonyme" Produkte aus der Region - mit Erfolg. Bild: ap

FRANKFURT taz Bio boomt, Alnatura ganz besonders. Zum Jahresende zog der Alleininhaber und Geschäftsführer des Naturkost-Handelsunternehmens, Götz Rehn, seine Bilanz: Mit 246 Millionen Euro sei der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 34 Prozent gestiegen: "Alnatura wächst schneller als der Markt." Der Biokonzern eröffnete acht neue Filialen, darunter eine dritte in Frankfurt am Main und die erste in Berlin. Diese Expansion auf mittlerweile 35 Läden, so Rehn, werde ausschließlich durch den Cashflow finanziert: "Das bezahlen unsere Kunden." Er setze, so Rehn, in Zukunft noch entschiedener als in den Vorjahren auf das regionale Produkte. Mit vier neuen Logistikpartnern werde die Nachfrage der Kunden erfüllt und gleichzeitig der einheimische Ökolandbau weiter gefördert.

Rehn betonte, dass das derzeit allenthalben gefeierte Biowachstum den Blick für die Realität trübe. Mit nur 4,1 Prozent am Gesamtumsatz der Lebensmittelbranche sei der Markt in Deutschland "immer noch überschaubar". Dass der Umsatz der direkt vermarktenden Hofläden wachse, zeige aber, dass die Nachfrage der Verbraucher nach "authentischen, nicht anonymen" Produkten gestiegen sei.

Eine Zusammenarbeit mit großen Discountern komme für ihn nicht in Frage, so Rehn mit Blick auf den Konkurrenten Basic: Die Biosupermarktkette verzichtete erst kürzlich unter Druck von Kunden und Lieferanten auf die Beteiligung der Schwarz-Gruppe, des Eigners der Lidl-Märkte. Rehn sagte, er habe nie vorgehabt, sein Unternehmen "im Sinn eines kapitalistischen Raffers" aufzubauen, um es dann "auf die Schlachtbank zu führen": "Dieser Markt verträgt keine hektischen Aktionen." Er brauche stattdessen "eine gewisse Preiskultur". Deshalb sei seine Firma auch bereit gewesen, den Milchproduzenten höhere als die derzeit marktüblichen Preise zu zahlen. Ein Liter Vollmilch koste deshalb in seinen Läden statt 85 Cent 1,05 Euro: "Die Verbraucher verstehen das!"

In Deutschland stagniere die Zahl der Anbauflächen. Engpässe gebe es wegen der gestiegenen Nachfrage nach Ökolebensmitteln vor allem bei Karotten, Müslis und Milchprodukten. Beim Preisanstieg, vermutete Rehn, sei man zwar "über das Gröbste hinweg", mit der Verteuerung von Getreide müsse aber weiter gerechnet werden. Er kritisierte die Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen zur Produktion nachwachsender Rohstoffe für Biosprit. Die Folge werde die Verteuerung des Imports von Lebensmittelrohstoffen sein.

Auch die Unsicherheit über die Ausgestaltung des neuen Gentechnik-Gesetzes sowie die neue EU-Öko-Verordnung kritisierte Rehn: Bis 2009 muss die EU-Kommission die Details für das gemeinsame Biosiegel festlegen. Damit sollen Mindeststandards bei Ökolebensmitteln garantiert werden. Rehn forderte ein "klares Profil" der Neuregelungen und besseren Schutz für gentechnikfreie Betriebe.

Für die Zukunft plane Alnatura in seinem Schwerpunktland Baden-Württemberg in Südbaden "eine gentechnikfreie Zone" mit eigenem Sojaanbau. Qualität, so Anthroposoph Rehn, sei "eine Frage der Kultur und nicht der Wirtschaft".

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