Suchmaschinen: Spuren löschen als Verkaufsargument

Google-Konkurrent Ask.com versucht sich im Privatsphärenschutz: Die Nummer 4 auf dem US-Markt löscht Nutzungsspuren künftig auf Userwunsch.

Wird Vermummung im Netz bald leichter sein als auf der Straße? Bild: dpa

BERLIN taz Den wenigsten Google-Benutzern dürfte klar sein, welche Datenmengen der Online-Konzern über sie erfasst: So wird jeder einzelne eingetippte Suchbegriff samt abfragender Internet-Adresse mindestens anderthalb Jahre lang auf den Servern des Unternehmens abgelegt, ohne dass sich dies abschalten ließe. Begründung der Firma: So lasse sich die Technologie verbessern und gleichzeitig Missbrauch vermeiden. Ask.com, eine Suchmaschine, die hinter Google, Yahoo und Microsoft auf Platz 4 in den USA liegt, will nun mit der gegenteiligen Strategie User gewinnen: Sie propagiert die Datenvermeidung als Nutzungsargument.

Dazu hat der Anbieter am Montag einen Dienst namens "AskEraser" gestartet. Ist dieser aktiviert, was sich an der Homepage der Suchmaschine feststellen lässt, werden die Informationen, die der Nutzer in die Suchmaschine eintippt, nicht mehr gespeichert. Auch Internet-Adresse und geklickte Links sowie Sitzungsdaten sollen innerhalb weniger Stunden gelöscht sein. "Das ist so, als ob man einen Lichtschalter umlegt", sagte Doug Leeds, Produktmanagement-Chef bei Ask.com, gegenüber der New York Times. Man erwarte, dass der Dienst neue Nutzer anlocke, die ihre Privatsphäre besser schützen wollten.

Zur Nutzung von "AskEraser" reicht ein einfacher Klick, dann wird ein so genanntes Cookie auf dem Rechner des Benutzers geschrieben, das die Funktion gegenüber dem Ask.com-Server als angeschaltet signalisiert. Neben diesem schreibt die Suchmaschine laut eigenen Angaben nur noch ein weiteres Cookie, falls der Nutzer sich entschieden hat, auch Erwachseneninhalte bei Ask.com anzeigen zu lassen - ansonsten bleibt er von den Datenschnipseln verschont. Aktuell ist "AskEraser" nur auf den US-amerikanischen und britischen Seiten des Anbieters aktiviert - sie lassen sich allerdings mit einem Klick von der deutschen Startseite erreichen.

Ari Schwartz, stellvertretender Direktor der US-Netzbürgerrechtsorganisation "Center for Democracy and Technology", sagte zur New York Times, die Funktion sei "ein Schritt vorwärts". "Es ist das erste Mal, dass eine große Firma dem einzelnen Wahlmöglichkeiten lässt, die so transparent sind." Tatsächlich erläutert Ask.com die Funktionalität genau und gibt auch in klaren und nicht verharmlosenden Worten an, was normalerweise gespeichert wird. Google veröffentlichte hingegen kürzlich ein Video über die bei der Suchmaschine gespeicherten Daten, in dem vor allem betont wurde, keine der Informationen seien "persönlich identifizierbar". Doch genau das ist bei Internet-Providern wieder möglich, die aus den bei Google gespeicherten Internet-Adressen auf die Person schließen können, sollten etwa Behörden oder Geheimdienste anklopfen.

Google hat zwar den Ruf, Suchdaten zu verteidigen - so wehrte sich das Unternehmen gegen die Übergabe von Informationen zu mehreren Millionen Nutzern an das US-Justizministerium im Jahr 2006. Die Frage, warum dennoch derart viele Nutzerdaten so lange bei dem Konzern gespeichert bleiben, beantwortet die Firma Datenschützern zufolge allerdings noch immer nicht schlüssig - so feierte sie die Einführung einer 18-monatigen Speicherdauer (statt der bislang unbegrenzten) bereits als großen Erfolg.

Ask.com, das zum US-Internet-Konzern InterActiveCorp (IAC) gehört und seinen Sitz im kalifornischen Oakland hat, versucht bereits seit längerem mit ungewöhnlichen Aktionen, Nutzer vom Marktführer Google abzuwerben. Die Reklameaktionen hierzu fielen allerdings nicht immer geschmackvoll aus: So erfand man eine Organisation namens "Information Revolution", die sich gegen die Monopolstellung einer Suchmaschine wendete. Dahinter verbarg sich jedoch Ask.com.

Auch setzt "AskEraser" nur teilweise auf Datenvermeidung: Eingetippte Anfragen werden zunächst gespeichert, dann einige Stunden später gelöscht. Sollte es technische Probleme geben oder eine gerichtliche Verfügung einer Staatsanwaltschaft zu einem Nutzer vorliegen, speichert Ask.com trotz eingeschaltetem Löschprogramm. Problematisch ist außerdem, dass Ask.com selbst Google-Dienste nutzt, um passende Werbung einzublenden. Damit dies funktioniert, werden zumindest Suchbegriffe an den Internet-Konzern weitergereicht. Ask.com-Manager Leeds sagte dazu, man könne zwar keine "vollständige Anonymität" garantieren, doch sei der Privatsphärenschutz mit "AskEraser" deutlich erhöht. Google sei bei der Nutzung der weitergegebenen Daten vertraglich eingeschränkt.

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