Neuer Schalke-Trainer vorgestellt: Visionär der rigorosen Spielkontrolle

Der FC Schalke 04 stellt Fred Rutten offiziell als neuen Trainer vor. Seit er letztes Jahr Enschede in den Uefa-Pokal führte hat, wurde der Niederländer von mehreren Klubs umworben.

Der neue Slomka: Schalkes designierter Trainer Fred Rutten. Bild: dpa

DÜSSELDORF taz Vor einem halben Jahr noch hatte Fredericus Jacobus Rutten ganz andere Probleme. In seiner zweiten Saison als Cheftrainer des FC Twente Enschede machte sich in und um die Mannschaft herum eine Euphorie bemerkbar, die ihm überhaupt nicht gefiel. Der vierte Platz zum Abschluss der letzten Saison hatte die "Tukkers" in den Uefa-Cup gehievt; gleichzeitig nahmen sie nach einem gelungenen Saisonstart wieder eine aussichtsreiche Lauerposition hinter der Tabellenspitze ein. So mancher im Umfeld träumte da schon von Titeln, wie Rutten wiederholt grummelte, obwohl die Qualität der Mannschaft dafür noch nicht reiche. Gehört haben es nur die wenigsten, was auch daran liegen mag, dass Rutten selbst hinter einem Mikrofon oft noch zu leise spricht.

Hysterische Grundstimmungen sind dem 45-jährigen Fußballlehrer aus Wijchen bei Nimwegen suspekt. Doch die großen Emotionen eines Volksvereins werden ihm vom Sommer an in potenzierter Dosis entgegenschlagen. Am Mittwochvormittag bekam Rutten in Gelsenkirchen davon einen Vorgeschmack davon, als er auf Schalke wie erwartet als neuer Chefcoach vorgestellt wurde.

"Das Türschloss von Twente" wurde Rutten in Holland genannt, als er von 1979 bis 1992 im kompromisslosen Stil 307 Pflichtspiele in der Defensive von Enschede absolvierte. Nach einer chronischen Hüftverletzung wechselte er bereits mit 28 ins Trainerfach, um zwischen Enschede und Eindhoven eine sehr komplette Ausbildung zu durchlaufen. Angelernt besonders von Hans Meyer, folgte der Assistent seinem nach Mönchengladbach abgewanderten Meister 1999 als Chefcoach von Twente nach - und führte die Elf 2001 zum Pokalsieg. Dann wechselte Rutten zum PSV, wo er nacheinander Jugend- und Assistenztrainer war. Dort wollte ihm Erfolgscoach Guus Hiddink bei seinem Weggang das Chefamt vererben, doch der Clubvorstand lehnte ab: Zu leise und unauffällig, hieß 2006 das Urteil, um einen Topclub in Europa oben zu halten.

Also setzte "Fredje" seine an Hiddink angelehnte Vision eines aus rigoroser Spielkontrolle entwickelten Offensivfußballs in Enschede um. Geduldig, aber in der Sache akribisch bindet er alle Spieler in das lauffreudige Positionsspiel ein. Seine vielleicht größte Gabe aber ist die Fähigkeit, gerade jungen und problematischen Spielern bei der Entwicklung ihres vollen Potenzials zu helfen. So wurden in Enschede labile Reservisten wie der 23-jährige El Ahmadi zu begehrten Leistungsträgern - und Rutten für Hollands Fachjournalisten der Trainer des Jahres 2007.

Der sichtbare Erfolg erzielte internationale Wirkung. Ruttens Name kursierte ab dem Winter fast im Monatstakt, wenn Großvereine wie der Hamburger SV, PSV Eindhoven und zuletzt Feyenoord Rotterdam neue Cheftrainer suchten. Noch aber war dem Begehrten der konstruktive Ausbau der Möglichkeiten beim FC Twente wichtiger. Gerade wird in Enschede das Stadion ausgebaut, und Club-Präsident Joop Munsterman setzte für die Zukunft ganz auf den unbeirrbaren Vollprofi. Daher könnten die 500.000 Euro, die Twente aus Gelsenkirchen für den bis 2009 gebundenen Trainer erhalten soll, nicht zu hoch gegriffen sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.