Ökoholz für Kommunen: Den Wald der guten Bäume sehen

Wenn Kommunen bauen, sollen sie das mit Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft tun - und Ware mit Ökosiegel kaufen. Doch in den Amtsstuben ist man damit oft überfordert.

Nur nachhaltiges Holz verbauen? Funktioniert in vielen Kommunen nicht. Bild: dpa

BERLIN taz Wie viel Holz genau die öffentliche Hand jährlich verbaut, zählt keine Statistik. Doch "der Bedarf von Gemeinden, Städten, Ländern und Bund ist enorm", sagt Klaus Schwarz, Geschäftsführer des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel. Kommunen bauen und renovieren Schulen und Kitas, stellen Parkbänke auf oder befestigen Flussufer - und immer brauchen sie dazu Holz.

Kaufen soll der Staat laut einer Richtlinie der Bundesregierung von Anfang 2007 nur solches aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern mit Ökosiegel - also mit einem Aufkleber des Forest Steward Counci (FSC) oder einem des Program for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC). Allerdings: In den Städten und Gemeinden, die die meisten öffentlichen Aufträge vergeben, sind die Siegel relativ unbekannt, sagt Erika Müller vom FSC.

Beim PEFC-Siegel ist das Urteil der Umweltschutzverbände klar: Die bei Greenpeace für Biodiversität zuständige Corinna Hölzel schimpft, PEFC sei "ein Industriesiegel, das weder die Rechte der Minderheiten in den Anbaugebieten berücksichtigt noch ökologische Standards wie den Einsatz von Pestiziden". In Deutschland etwa seien ganze Bundesländer PEFC-zertifiziert, sagt Hölzel. "Das sagt dann gar nichts mehr aus."

Beim FSC-Siegel hingegen gibt es Streit. Das Siegel sei einzigartig auf dem Markt, sagt Greenpeace-Frau Hölzel. Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsverbände säßen an einem Tisch und legten die Regeln für die Zertifizierung fest. Außerdem schaffe das Siegel eine große Transparenz. "Schließlich kann man das Holz bis zum Wald zurückverfolgen", so Hölzel. Natürlich gebe es auch Probleme. In armen Ländern sei die Korruption hoch, Kontrollen fehlten oft. Trotzdem dürfe der Verbraucher nicht verunsichert werden. "Wenn kein Markt für FSC-Holz da ist, dann kann man auch die Standards nicht weiterentwickeln."

"FSC-zertifiziertes Holz ist derzeit die beste Wahl", sagt Rudolf Fenner, Waldreferent bei Robin Wood. Ebenso wie Greenpeace ist die Umweltorganisation Mitglied des FSC. "Aber wir denken immer wieder darüber nach, ob wir es noch mittragen können", sagt Fenner. Schließlich werde auch Holz von Plantagen etwa in Brasilien zertifiziert. "Die sind so riesig, die können sie nicht ohne Gift bewirtschaften." Zudem seien die Zertifizierer oft sehr nah an den Unternehmen, die sie eigentlich kontrollieren sollen. "Das ist uns manchmal unheimlich", sagt der Waldexperte. Allerdings: Die kürzlich modifizierten Regeln des FSC seien nun "leicht verbessert". Und es sei allemal besser, einen Stuhl mit FSC-Siegel zu kaufen als ohne.

Die Einkäufer der öffentlichen Hand haben dabei weiterhin freie Wahl. Die Holzbeschaffungsrichtlinie der Bundesregierung habe nur empfehlenden Charakter, sagt Ute Kreienmeier, Referatsleiterin Kommunalwald beim Deutschen Städte und Gemeindebund. Der empfiehlt seinen Mitgliedern zwar, zertifiziertes Holz zu kaufen, "doch da stehen wir noch ganz am Anfang".

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