Autobauer plant Wertpapier-Verkauf: Porsche will VW-Aktie stabilisieren

Autobauer Porsche plant, Volkswagen-Aktien zu verkaufen, um den schwankenden Kurs des Papiers zu stabilisieren. Die Deutsche Börse will die Gewichtung der VW-Anteile im Dax begrenzen.

Zumindest hier schwankt nichts: VW-Türme der Wolfsburger Autostadt Bild: dpa

STUTTGART afp/dpa/rtr Der Autobauer Porsche will womöglich einen Teil seiner Volkswagen-Aktien verkaufen, um den heftig schwankenden Kurs der VW-Aktie wieder zu stabilisieren. Um weitere Kursturbulenzen zu vermeiden, beabsichtige Porsche, je nach Marktlage Kurssicherungsgeschäfte aufzulösen, teilte das Stuttgarter Unternehmen am Mittwoch mit. Dabei gehe es um bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien, womit die Zahl der Anteile des Wolfsburger Autobauers auf dem Markt wieder erhöht werde.

Porsche wies zugleich "jegliche Verantwortung für diese Marktverwerfungen" zurück. Der Konzern war zur Zeit der heftigen Kursbewegungen nach eigenen Angaben nicht im Markt aktiv. Zu verantworten hätten die Kurssprünge vielmehr spekulativ handelnde Leerverkäufer. Diese setzen auf fallende Kurse, leihen sich Aktien und müssen diese zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zurückgeben. Nun hätten die Leerverkäufer ihren Rückgabeverpflichtungen nachkommen und daher VW-Aktien kaufen müssen, erklärte Porsche.

Der Kurs der VW-Aktie ist in den vergangenen Tagen rasant angestiegen und hatte am Dienstag kurzzeitig die 1000-Euro-Marke durchbrochen. Die Deutsche Börse beschloss daher in der Nacht zu Mittwoch, die Gewichtung der VW-Anteile im Deutschen Aktienindex (Dax) zu begrenzen.

Die gerade erst mit Milliardenhilfen vor dem Zusammenbruch gerettete Immobilienbank Hypo Real Estate flüchtet sich als erste private Bank unter den staatlichen Rettungsschirm. Die HRE teilte am Mittwoch vor Börsenöffnung mit, sie habe am Dienstag beim Finanzmarktstabilisierungs-Fonds eine Liquiditätsgarantie von 15 Milliarden Euro beantragt. Zudem werde sie "weitergehende, umfassende Unterstützung - einschließlich etwaiger Kapitalmaßnahmen" bei dem Fonds beantragen. Dies solle einen zusätzlichen Refinanzierungsbedarf absichern. Die bereits Anfang Oktober angekündigten 50 Milliarden Euro Garantien von Staat, einem Bankenkonsortium und Bundesbank würden voraussichtlich bis Mitte November vollständig bereit stehen. Die Vertragsverhandlungen stünden vor dem Abschluss, erklärte die Bank weiter.

Private Geldhäuser hatten sich bislang bei der Nutzung des fast 500 Milliarden Euro großen Rettungsfonds der Bundesregierung betont zurückgehalten. Seine Hilfe ist mit strengen Auflagen und Kosten verbunden. Lediglich die Landesbanken BayernLB, HSH Nordbank und WestLB haben erklärt, den Fonds nutzen zu wollen. Die Commerzbank prüft das Paket, die Deutsche Bank hat dagegen nach eigenen Aussagen keinen Bedarf. Der Bund bietet Banken Garantien für das schleppend laufende Interbankengeschäft an oder sich über Eigenkapitalzuschüsse an den Instituten zu beteiligen.

Auch international sind neue Folgen der Finanzkrise bekannt geworden. Das vom Staatsbankrott bedrohte Ungarn bekommt 20 Milliarden Euro, um seinen Zahlungsverpflichtungen weiter nachkommen zu können. Dies teilten der Internationale Währungsfonds (IWF), die Europäische Union und die Weltbank in der Nacht zum Mittwoch mit. Das Hilfspaket solle Ungarn helfen, "dem Druck des Marktes zu widerstehen", der sich trotz der Fortschritte in der Wirtschafts- und Finanzpolitik des Landes gebildet habe, heißt es in einer Mitteilung der EU-Kommission vom Mittwoch.

Ungarn bekommt vom IWF 12,5 Milliarden Euro, von der EU 6,5 Milliarden und von der Weltbank 1 Milliarde Euro. Die Details sollten in Kürze mit den ungarischen Behörden geregelt werden, heißt es. Ungarn habe sich verpflichtet, die Stützungsaktion durch ein politisches Programm zu flankieren, das für mehr Wachstum sorgen soll. Ungarns Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany hatte die Finanzhilfe als notwendig bezeichnet, damit Ungarn seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen könne.

Die EU-Hilfe gründet auf einer Verordnung vom Februar 2002, wonach EU-Mitglieder finanziellen Beistand erbitten können, wenn sie "von Leistungs- oder Kapitalbilanzschwierigkeiten betroffen oder ernstlich bedroht sind". Dafür kann die EU-Kommission auf dem Kapitalmarkt Anleihen in Höhe von maximal zwölf Milliarden Euro aufnehmen. Erst am Dienstagabend hatte der französische Präsident Nicolas Sarkozy, derzeit auch EU-Ratsvorsitzender, dafür plädiert, diesen Nothilfe- Fonds auf 20 Milliarden Euro zu erhöhen. Die Gewährung solcher Hilfe ist zugleich mit wirtschaftspolitischen Bedingungen verbunden, die vom EU-Ministerrat festgesetzt werden.

"Die ungarische Regierung hat ein umfassendes Paket geschnürt, das die Wirtschaft stärken wird", begründete der Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, in einer in Washington verbreiteten Erklärung den Milliardenkredit. Der EU-Kommission zufolge hat sich die ungarische Regierung verpflichtet, sowohl die Konsolidierung als auch Reformen des Staatshaushalts voranzutreiben.

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