Menschen mit Albinismus in Afrika: Von Geburt an verfolgt

Etwa jeder 17.000 Mensch auf der Welt hat Albinismus. In Afrika gibt es besonders viele Albinos. Und sie werden besonders diskriminiert.

Albinos - Ausgegrenzt und Opfer von Aberglauben. Bild: dpa

Albinismus ist ein bei allen Wirbeltieren aufzufindender, genetisch bedingter und vererbbarer Zustand, bei dem Melanin in der Haut, den Augen und den Haaren teils oder völlig fehlt. Dadurch ist die Haut wenig oder gar nicht pigmentiert, die Augen sind rot. Menschen mit Albinismus bekommen leichter Sonnenbrand und Hautkrebs und sehen schlechter.

Etwa jeder 17.000. Mensch auf der Welt hat Albinismus. In Afrika ist die Konzentration höher: jeder 5.000. in Nigeria, jeder 4.000. in Südafrika und möglicherweise jeder 300. in Tansania, das Land mit dem höchsten Anteil weltweit. Als Grund für besonders hohe Albinismusraten gilt jahrhundertelanges Einheiraten unter Blutsverwandten.

Vorurteile gegen Menschen mit Albinismus gibt es auf der ganzen Welt, aber vor allem in Kulturen, in denen vom Zustand der Haut auf den Charakter des Menschen geschlossen wird - bei extrem blasser Haut also auf Blutleere, Kälte und Seelenlosigkeit. Gefördert werden solche Vorurteile bis heute von der Filmindustrie, die extreme Weißhäutigkeit seit den Zeiten des Schwarz-Weiß-Kinos gerne als visuelle Darstellung von Bösartigkeit verwendet.

In Afrika ist Albinismus aus offensichtlichen Gründen am eindeutigsten zu erkennen und mit den meisten Vorurteilen behaftet. Menschen mit Albinismus gelten vielerorts einfach als Untermenschen, zumindest aber als behindert oder auch als ansteckend und gehörten daher auszusondern. Meist werden die Kinder schon von Geburt an benachteiligt, zum Beispiel durch Weigerung der Mütter, sie zu stillen, oder durch Ausschluss von Schulbildung. Die Geburt eines Kindes mit Albinismus wird in vielen Gesellschaften als unnatürlich gewertet, als Unglück, als Strafe Gottes, als Anzeichen für Hexerei eines Feindes oder als Wiederkehr eines nicht natürlich zu Tode gekommenen Verstorbenen.

In traditionell denkenden Gemeinschaften gelten Menschen mit Albinismus daher auch als von übernatürlichen Kräften besessen, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Ob diese Kräfte gut- oder bösartig sind, ist zweitrangig. Von da aus ist es nicht weit zu der Idee, dass man sich durch den Besitz und die rituelle Verwendung von Haaren, Augen und Hautpartikeln von Menschen mit Albinismus deren übernatürliche Fähigkeiten aneignen kann.

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