Einzige Frau bei Luftgitarren-Meisterschaft: Sissi Staffa rockt die Luft

Sissi Staffa ist Luftgitarristin. Nächste Woche will sie bei der Deutschen Meisterschaft fünfzehn Männer besiegen. Dann sind die Japaner dran.

"Heart Buckboard", auch Christian Sweep genannt, gewann 2008 die Luftgitarrenmeisterschaft im Berliner Lido. Bild: ap

BERLIN taz | Es ist ihr erster großer Wettbewerb mit der Luftgitarre. Dennoch will Sissi Staffa bei der Deutschen Meisterschaft gewinnen. Die 24 Jahre alte Verkäuferin tritt am nächsten Freitag als einzige Frau gegen 15 Männer an. Ihr Ziel ist die WM in Oulu/Finnland. Dort werden die Japaner, die wirklichen Helden der Luftgitarre, dabei sein. "Richtige Freaks", sagt Staffa in der sonntaz. "Denen würd' ich's gern mal zeigen!"

Am 10. Juli im "Lido" in Berlin wird die Meisterschaft ausgetragen, veranstaltet von der "German Air Guitar Federation". In der ersten Runde dürfen die KandidatInnen zu einem Stück ihrer Wahl vorspielen, in Runde zwei, der Pflicht, bekommen sie ein Stück vorgesetzt, das sie frei interpretieren müssen. Das Instrument - akustische oder E-Gitarre - muss aus Luft bestehen.

Am 21. August folgt die Weltmeisterschaft in Oulu. Das erklärte Ziel der WM ist der Weltfriede, der erreicht wird, wenn alle Menschen auf der ganzen Welt gemeinsam Luftgitarre spielen. Motto: "Keep On Rockin In The Free World".

Auf die Frage, warum sie die einzige Frau ist, sagt Staffa: "Ich glaube, Frauen wollen immer gut aussehen. Luftgitarre spielen hat aber so ein Image von Bierbauch und Schwitzen. Dabei ist Schwitzen super! Frauen sollten mehr Mut zur Hässlichkeit haben!"

Es ist eher dem Zufall geschuldet, dass Staffa überhaupt bei der Deutschen Meisterschaft mitmacht. Zweimal hat sie Luftgitarrenwettbewerbe moderiert. Sie hat auf der Bühne gestanden und Männern zugeguckt, wie sie eine unsichtbare Gitarre umschnallen, sie in den Händen halten wie eine Geliebte. Wie diese Männer beim ersten Ton des Rocksongs, der aus dem Lautsprecher knallt, auf einmal losspringen, die Haare schütteln, auf ihr Instrument einprügeln, mit sich windendem Körper, schmerzverzerrtem Blick, alle Posen.

Bei der Meisterschaft 2008 gab es eine Pause zwischen zwei Auftritten. Plötzlich quatschte Staffa ins Mikrofon: "Ich zeig euch mal, was 'ne Luftgitarre ist." Getrieben von ihrem eiligen Versprechen und der Wucht des Rock 'n' Roll, schnappte sich Staffa ihre Luftgitarre, sie hatte wirklich das Gefühl, die Saiten zu schlagen, legte sich ins Zeug, schwitzte, sie hatte ein zu enges T-Shirt an, ihr Bauch rutschte raus, ihr fiel ein, dass der Reißverschluss ihrer Hose kaputt war, es war ihr völlig egal, sie weiß nicht mal mehr, von wem die Musik kam, Gary Moore kann es gewesen sein oder Deep Purple oder AC/DC. Sissi Staffa gab eine Minute lang einfach alles für ein besonders hartes und gemeines Gitarrensolo.

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