Dem Döner auf der Spur

Der jüngste Fleischskandal nährte Zweifel daran, ob nicht auch im Imbiss nebenan vergammeltes Fleisch am Spieß landete. Aber die Budenbesitzer werden doch wissen, woher das Zeug kommt. Oder nicht? Ein Selbstversuch

14:12 Uhr, der erste Anlaufpunkt ist eine Dönerbude in der Bremer Innenstadt. Ob man wisse, woher das Fleisch am Spieß kommt? Der Versuch ist ernüchternd. Mehr als ein knappes „Nö“ gibt es nicht als Antwort.

14:42 Uhr, eine Dönerbude in Bahnhofsnähe: „Der Chef ist nicht da.“

14:59 Uhr, ein türkischer Imbiss direkt nebenan: „Was? Sie wollen Karte?“ Alle Sprachkenntnisse scheinen sich zu verflüchtigen. „Nein, Fleisch...“ „Wo?“

Ein ähnliches Bild bei den nächsten fünf Imbissen. Wo das Fleisch herkommt, das sich schwitzend um die eigene Achse dreht, bleibt ein Geheimnis. Ist es überhaupt Fleisch?

15:17 Uhr, eine Würstchenbude in Bahnhofsnähe: „Wir haben grad Mittag, ist ja alles voll hier, sehen Sie doch.“ Es ist viertel nach drei und die Zahl der Kunden lässt sich an einer Hand abzählen. Und das auch noch dann, wenn zwei Finger unters Messer geraten sind.

15:27 Uhr, eine Baguetterie in der Innenstadt: „Ich werd Ihnen doch nicht verraten, wer meine Zulieferer sind.“ Wieso eigentlich nicht?

15:48 Uhr, eine Baguetterie in der Innenstadt: „Klar kann ich Ihnen das sagen, wir kaufen alles bei der Metro.“ Toll, eine Auskunft! Dann die Ernüchterung: „Aber unser Angebot ist zu neunzig Prozent vegetarisch.“ Für das abweisende Verhalten der Angestellten hätte sie schon Verständnis, sagt die Verkäuferin. „Die Stimmung ist sehr schlecht momentan, gerade was Leute von der Presse angeht.“

16:15 Uhr, ein Anruf bei Ertan Celik, dem „Döner-König von Hamburg“ (Hamburger Morgenpost): Den gesamten norddeutschen Raum beliefert Celik laut seiner Homepage mit Fleisch und er ist ausgesprochen auskunftsbereit. Er nennt eine Großschlachterei in Holland als Zulieferer. Der habe eine Zulassung nach EU-Recht und müsse dabei auf seinen Etiketten genau angeben, woher das Fleisch stammt: Auf welcher Weide das Tier einst graste, wann es geboren und wann geschlachtet wurde. „Wir können hier bei jeder Kalbsbrust zurückverfolgen, wo die herkommt“, sagt Celik.

18:04 Uhr, Feierabend, beim Imbiss nebenan: „Einmal Döner spezial bitte.“ B. Moldenhauer