Warme Schlagzeile

VERWÖHNUNG Bei der Saga fällt die Heizung aus und die Mieter meckern, statt Han Shan zu lesen

Die „Morgenpost“ nennt die Dinge beim Namen: „Heizungs-Drama“ bei Saga/GWG

Wem die Kälte in die Knochen kriecht, dem seien die Gedichte des chinesischen Einsiedlers Han Shan wärmstens empfohlen: „Whip, whip – the wind slaps my face / Whirled and tumbled – snow piles on my back. / Morning after morning I don’t see the sun / Year after year, not a sign of spring.“ Und was macht der Gute in dieser Lage? Nimmt sich als Decke den blauen Himmel, bettet den Kopf wohlig auf einen Stein und lässt den Wandlungen des Weltalls ihren Lauf.

Nicht so der Saga-Mieter. Da gibt wochenends die Heizung den Geist auf, und schon greift er mit blankem Entsetzen zum Telefon. Dummerweise ist der Saga-Mieter von heute, anders als unser chinesischer Einsiedler aus dem 7. oder 8. Jahrhundert, aber ein Massenmensch, das heißt, nicht nur er, sondern auch Hunderte andere vom Heizungsausfall Betroffene wählen in der Kälte die wie zum Spotte Hotline genannte Nummer des Notdienstes – und kommen, mit Ausnahme von ein paar wenigen, nicht durch. Und wie der Saga-Mieter da so sitzt und wählt und nichts erreicht und friert, da fällt ihm, was Han Shan nie hätte passieren können, doch irgendwann die Decke auf den Kopf: Zeit, sich bei der Boulevardpresse Luft zu machen. Skandal, Skandal ruft er, und die Mopo nennt die Dinge („15 Grad Raumtemperaturen zum Adventskaffee“) mal wieder beim Namen: „Heizungs-Drama bei Saga/GWG“.

Und als ob die Geschichte damit noch zu niedrig gehängt wäre, wird dem Artikel noch ein Kommentar verpasst, der „das katastrophale Krisen-Management“ des Unternehmens geißelt. „Da kommt Hass auf“, so die sich warm schreibende Redakteurin, „da fühlt man sich als Mieter verhöhnt.“ Ja, ja. Als Leser leider auch. MAP